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Politökonomisches

ÖKONOMEN DES 20. JH.

In dieser Folge werden vier Ökonomen bzw. wirtschaftstheoretische Schulen vorgestellt, die das ökonomische Denken im 20. Jahrhundert am nachhaltigsten beeinflusst haben. Von John Maynard Keynes, dem ohne Zweifel  bedeutendsten Ökonom dieses Jahrhunderts, wird gesagt, dass er geradezu eine  Revolution im ökonomischen Denken herbeigeführt habe. Eine der Hauptfragen, um die  sich die Auseinandersetzungen in Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik  drehen - über so genannte ""Angebotspolitik" oder "Nachfragepolitik" - hat ihren Ausgangspunkt in der Keynesschen Theorie.
Im viel zitierten Wort von der "Schöpferischen Zerstörung" bündeln sich wie durch ein Brennglas die wirtschaftstheoretischen Auffassungen von Joseph Alois Schumpeter. Er hat  die Wirtschaftstheorie aus einer statischen Betrachtungsweise in eine Entwicklungslehre weiter zu führen versucht. Sein besonderes Verdienst ist, die Bedeutung des kreativen, auf Innovation setzenden Unternehmers begründet zu haben.
Walther Eucken ist das Haupt der so genannten neoliberalen Schule der fünfziger und sechziger Jahre. Sie hat das Wort "Soziale Marktwirtschaft" kreiert. Sie war die bevorzugte wirtschaftspolitische Leitlinie für Ludwig Ehrhardt, dem "Vater des westdeutschen Wirtschaftswunders"
Milton Friedman steht für eine andere Version des Neoliberalismus, die auf entschiedene Privatisierung, Liberalisierung und Deregulierung setzt. Zu ihren politischen Vollstreckern gehörten vor allem Ronald Reagan und Margeret Thatcher. Die Wertungen dieser Theorie und Politik reichen heute von "einzig vernünftig" bis zum Vorwurf eines "entfesselten Turbokapitalismus"
Ökonomische Theorien sind  meist nur entfernt, indirekt Leitlinien der Wirtschaftspolitik. Sie wenigstens in Umrissen, ihren Hauptaussagen zu kennen, ist jedoch die Voraussetzung dafür, am Diskurs  über Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik teilzunehmen, ihm wenigstens folgen zu können. Ökonomische Theorien reflektieren keineswegs nur passiv die politischen und kulturellen Strömungen in der Gesellschaft, sondern haben durchaus Einfluss darauf, was aus ihnen in der Wirklichkeit wird.

John Maynard Keynes (1883 -  1946)

Der bedeutendste und vielseitigste Ökonom des Jahrhunderts

Keynes war zwei Jahre höherer Verwaltungsangestellter in der damaligen britischen Kronkolonie Indien, von 1911 bis an sein Lebensende Redakteur der bedeutendsten englischen Wirtschaftszeitung Economic Journal, während des ersten Weltkrieges im Finanzministerium tätig, dessen Vertreter auf der Pariser Friedenskonferenz; welches Mandat er allerdings wegen Meinungsverschiedenheiten mit der Regierung dann niederlegte. 1942 wurde er Mitglied des Direktoriums der Bank von England, im gleichen Jahr auch Mitglied des Oberhauses. Er war der Schöpfer des britischen Kriegsfinanzierungssystems in den Jahren des 2. Weltkrieges. Er hatte erheblichen Anteil an der Schaffung des neuen Weltwährungssystems nach dem Kriege, an der Gründung des Internationalen Währungsfonds und der Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Er war Vorsitzender einer Versicherungsgesellschaft und Verleger. Und dann war er natürlich  Wissenschaftler, Ökonom. 

Die Keynessche Revolution

Auch diejenigen Ökonomen,  die seine Auffassungen nicht teilen, stimmen darin  überein, dass John Maynard Keynes eine Revolution im ökonomischen Denken herbeigeführt hat. Seit Keynes wird zwischen Mikroökonomie und Makroökonomie unterschieden; denn er hat in der herrschenden Wirtschaftslehre  als erster sich der Frage zu gewandt, wie die Wirtschaft als ganzheitliches System  funktioniert. Vordem waren mehr einzelne Zusammenhänge, Elemente, Vorgänge des Wirtschaftslebens Gegenstand wirtschaftstheoretischer Forschung und Lehre. Die bis heute als eine der wirtschaftspolitischen Hauptfragen heftig umstrittene Orientierung entweder auf Angebots- oder Nachfragepolitik oder auf mögliche Kombinationen beider geht auf Keynes zurück; denn er hat die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik begründet. Er hat in der hinter dem Gesamtangebot von Gütern und Leistungen zurückbleibenden  zahlungsfähigen Gesamtnachfrage die Ursache der Wirtschaftskrisen erkannt.

Eine einzigartige Verbindung praktischer Bedürfnisse und anspruchsvoller Theorie.

John Maynard Keynes hat seine theoretischen Fragestellungen vornehmlich aus drängenden praktischen Problemen  vor allem politischer Art abgeleitet. So veröffentlichte  er 1919 die Arbeit „Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages“, in welchem er die Reparationspolitik der Westmächte Deutschland gegenüber kritisierte. 1923 veröffentlichte er ein „Traktat  über die Währungsreform“, das Ursachen der damaligen Inflation und mögliche Auswege zum Gegenstand hatte. Dieser praktisch-politische Bezug gilt vor allem für sein 1936 erschienenes Hauptwerk "Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes."  Für die  bis dahin tiefste Wirtschaftskrise 1929 bis etwa 1933 hatte  die herrschende ökonomische Theorie keinerlei Erklärung. Jedenfalls keine, die Krisenursachen im Wirtschaftssystem selber auszumachen suchte. Sonneneruptionen und hierdurch verursachte Missernten u. ä., vor allem  die Behauptung von selbstverschuldeter Arbeitslosigkeit konnten den akuten Erklärungsbedarf in den elementaren Lebensfragen der Menschen nicht mehr befriedigen.

Wirtschaftskrisen seien im  Wirtschaftssystem verwurzelt, jedoch  vermeidbar.

Die keynesianische Revolution besteht vor allem in der These, dass Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit im Wirtschaftssystem selber wurzeln. Das freie Spiel der Kräfte auf dem Markt würde zwar, so Keynes,  letztlich ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Gütermarkt herbeiführen, dieses Gleichgewicht könne sich aber auf einem sehr verschiedenen Niveau der Beschäftigung einstellen. Der "klassischen Theorie", die einen solchen Ausgleich von Angebot und Nachfrage auch auf dem Arbeitsmarkt  nachzuweisen suchte,  hält er vor, dass  "ihre Postulate... nur in einem Sonderfall, aber nicht im allgemeinen gültig sind, weil der Zustand, den sie voraussetzt, nur der Grenzpunkt der möglichen Gleichgewichtslagen ist"[1]

Keynes widersprach ausdrücklich dem bislang als Glaubenssatz gegoltenen so genannten Sayschen Theorem, wonach sich jedes Angebot seine Nachfrage selber schaffe, ein anhaltendes Auseinanderfallen von Angebot und Nachfrage und damit Wirtschaftskrisen folglich nicht möglich seien. Der französiche Ökonom Jean Baptiste Say (1767 - 1832) hatte behauptet, dass die Elemente, die den Preis eines angebotenen Gutes konstituieren, ja zugleich - im selben Betrage - jeweils auch Elemente von Nachfrage sind: Materialkosten auf der Seite des Produzenten sind zugleich Nachfrage für den  Materiallieferanten, Lohnkosten sind Nachfrage nach Subsistenzmitteln usf. Nun bedeutet  aber das Zusammenfallen von Hergabe eines Gutes und Einkommenserlös im Kaufakt keineswegs, dass der Verkäufer sogleich auch wieder kaufen müsse, schließt also das zeitliche Auseinanderfallen von Kaufen und Verkaufen nicht aus. Keynes sieht - wie  Marx vor ihm - die  unmittelbare Krisenursache im Zurückbleiben der zahlungsfähigen Gesamtnachfrage hinter dem Güterangebot. Keynes Anliegen ist, Wege zu finden, wie diese Diskrepanz geschlossen, Arbeitslosigkeit verhindert werden kann. Die Erklärungen für das Zurückbleiben der Gesamtnachfrage hinter dem  Gesamtangebot sind bei  Marx und Keynes verschieden. Marx leitete sie aus dem wirtschaftlichen Gewinnstreben ab, welches einerseits die Tendenz zur Vergrößerung des Angebots und andererseits die Tendenz zur Kostenersparnis, relativen Lohnersparnis und so zum Zurückbleiben der Massenkaufkraft hervorbringe.

Warum Gesamtangebot und Gesamtnachfrage auseinanderfallen.

Keynes kleidet seine Erklärungen dieses Phänomens der zurückbleibenden Gesamtnachfrage   letztlich in psychologisch gedeutete Verhaltensweisen, was ihm nicht zu Unrecht den Vorwurf einer Subjektivierung ökonomischer Phänomene eintrug. Allzu gravierend ist solcher Einwand aber nicht, denn diese psychologischen, subjektiven Deutungen  reflektieren durchaus objektive Tatbestände, Entwicklungstendenzen.
Keynes geht von folgenden Grundgleichungen aus: Das Sozialprodukt besteht aus dem Verbrauch (Konsumtionsfonds) und einem Überschuss, den er als Sparfonds bezeichnet. Würde das, was nicht konsumiert wird, auch investiert, d.h. wäre der Sparfonds gleich dem Investitionsfonds, gäbe es keine Unterbeschäftigung, keine tiefgreifenden Wirtschaftskrisen. Die Differenz zwischen Gesamtangebot und Gesamtnachfrage deutet Keynes als Differenz zwischen Sparfonds und Investitionsfonds. Der nach Abzug des Verbrauchs (Konsumtionsfonds) verbleibende Teil des Sozialprodukts (der Sparfonds) werde eben nicht vollständig investiert.
Warum sparen die Leute, statt zu investieren?, ist nach Keynes folglich die Frage. Weil die Sparneigung der Menschen aus vielen Gründen kräftiger sei als ihre Investionsneigung, ist seine Antwort. Eine  wichtige Erklärung hierfür sei der Hang zur Liquidität, der eben bei bestimmtem Lebensniveau stärker sei als der Hang zum Verbrauch.  Geld, dieses allgemeine Wertäquivalent, gibt Sicherheit, eine unvergleichlich höhere Verfügbarkeit im Vergleich zum Vorrat an Waren, die verderblich sind.
Nun könnte man die Differenz zwischen Sparen und Investieren durch Kräftigung sowohl des Hangs zum Verbrauchs wie der Investitonsneigung  zu reduzieren bzw. zu  überwinden suchen. Keynes ist für beides. Kräftigung der Investitonsneigung wäre im heutigen Verständnis eine angebotsorientierte, die Anbieter fördernde  Wirtschaftspolitik: sie reicht von Lohnzurückhaltung, Steuerreduzierungen für Unternehmen und Unternehmer, bis hin zur Förderung des Bildungssystems. Keynes setzt  aber, setzt  aber offensichtlich kein allzu großes Vertrauen in die Wirksamkeit solcher Politik. Er plädiert für die Schließung der Lücke zwischen Gesamtangebot und Gesamtnachfrage von der Nachfrageseite. Eben das ist  nachfrageorientierte  Wirtschaftspolitik. Es müsse gewissermaßen eine zusätzliche künstliche Nachfrage geschaffen werden. Woher die kommt, ist ihm ziemlich egal. „Wenn das Schatzamt alte Flaschen mit Banknoten füllen und sie in geeignete Tiefen in verlassenen Kohlebergwerken vergraben würde, sie dann bis zur Oberfläche mit städtischem Kehricht füllen würde und es dem privaten Unternehmergeist nach den erprobten Grundsätzen des laissez faire  überlassen würde, die Noten wieder auszugraben..., brauchte es keine Arbeitslosigkeit zu geben.“[2] Keynes setzt vor allem auf staatliche, durch staatliche Geldschöpfung und Staatsverschuldung  finanzierte Nachfrage.

Die Auseinandersetzungen um Nachfrage- oder Angebotspolitik - Scheingefechte?

Im Streit zwischen Anhängern einer nachfrage- oder einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik spielen unterschiedliche Interessenlagen, Missverständnisse (die auch mitunter interessengeleitet sind), eine erhebliche Rolle. Die Absichten - nicht nur die Förderung wirtschaftlicher Entwicklung, sondern durchaus zum Beispiel der Massenkaufkraft -  sind weitgehend dieselben. Nur der wirtschaftspolitische Ansatz zu solchen Zielen ist verschieden. Beide setzen auf eine Kettenreaktion - von Keynes als "Multiplikatoreffekt bezeichnet. So meint Keynes: Staatlich induzierte Nachfrage würde zu mehr Beschäftigung, zu mehr Kaufkraft führen und folglich auch größere Investitionsneigung zur Folge haben; die würde wieder noch mehr Nachfrage zur Folge haben usf. Angebotsökonomie meint: die Förderung der Investitionsneigung, attraktiveres Angebot  würde mehr Arbeitsplätze, damit gleichfalls mehr Kaufkraft schaffen, damit wieder die Investitionsneigung stärken usf. Zum Schluss scheint alles auf dasselbe hinauszulaufen.
Allerdings haben Nachfrage- und Angebotspolitik ihre besonderen Gefahren. Die wichtigste wirtschaftspolitische Folgerung aus der Keynesschen Lehre ist die so genannte  "antizyklische Wirtschaftspolitik": In Zeiten der Konjunktur solle der Staat durch Verschuldung Investitionen finanzieren und so das Wirtschaftsgeschehen beleben, in Zeiten der Konjunktur würden diese Schulden durch höhere Steuereinnahmen wieder beglichen. Damit ist aber die Gefahr von Inflation gegeben; wenn zum Beispiel die durch den Staat aufgenommenen Schulden unverträglich hoch sind oder wenn sie in nicht genügendem Maße zu Realinvestitionen führen, sondern zum Beispiel zur Finanzierung des Staatsapparats eingesetzt werden.
Und die Rechnung der Angebotsökonomie kann nur aufgehen, wenn die Förderung der Investionsneigung, gestiegenes Angebot in der Tat zu mehr Beschäftigung und wachsender Kaufkraft führen. Das muss aber keineswegs der Fall sein.

Keynesianische Wirtschaftspolitik war nicht immer erfolgreich

Der „linke Keynesianismus“  nahm die naheliegende Folgerung auf, dass die Steigerung der Massenkaufkraft nicht nur aus sozialer Hinsicht eingefordert werden müsse, sondern dass dies zugleich die wirksamste Maßnahme gegen Wirtschaftskrisen sei, dass Lohnzurückhaltung auch konjunkturell kontraproduktiv seien. Den direkten Intentionen von Keynes entspricht dies nicht. Keynes war gegen Lohnsteigerungen. Volker Hallwirth beruft sich zu Recht direkt auf Keynes, wenn er in seinem Buche    „Und Keynes hatte doch recht“ (Campus Verlag 1998) behauptet, Vermehrung der Nachfrage durch Geldemmission und zugleich Lohnzurückhaltung wären ein verlässlicher Weg aus der Arbeitslosigkeit. Durch Geldemmission  würde Nachfrage geschaffen, die wegen der Lohnzurückhaltung nicht  über eine Inflation wieder abfließen könne. Notenbank und Gewerkschaften wären die Hauptakteure solcher Politik.

In den sechziger bis in die siebziger Jahre hinein war die offizielle Wirtschaftspolitik in Deutschland,  überwiegend auch in anderen westeuropäischen Ländern, vornehmlich keynesianisch nachfrageorientiert. Allerdings hat sie auch noch in den Aufschwungsphasen zusätzliche Nachfrage geschaffen, die Staatsverschuldung  vergrößert, Inflation erzeugt. Dies und das  Erlahmen des „fordistischen Wirtschaftsbooms“ zusammen mit den „Erdölschocks“,  waren letztlich die Gründe für das Scheitern keynesianischer Wirtschaftspolitik.

Joseph Alois Schumpeter (1883 - 1950)

Die widersprüchliche Geschichte der Renaissance einer Idee.

Joseph Alois Schumpeter,  dieser neben John Maynard Keynes bedeutendste Ökonom des 20. Jahrhunderts, wirkte, im Unterschied zu Keynes,  vorwiegend an Universitäten und Hochschulen: In Czernowitz, Wien, Graz, Bonn, in Japan und an der er Harvard-Universität, USA. Er war Mitbegründer und von 1937 bis 1941 erster Präsident der Econometric Society, von 1948 bis 1950 Präsident der  American Economic Society. Die Ausflüge Schumpeters in die Wirtschaftspolitik und -praxis waren nicht erfolgreich. Seine Amtszeit als österreichischer Finanzminister 1919/1920 musste er nach  sieben Monaten wegen Meinungsverschiedenheiten mit  der Regierung quittieren. Eine  von ihm seit 1921 geleitete Wiener Privatbank führte er, trotz Förderung durch die Regierung,   nach drei Jahren in den Konkurs.

Dennoch hat er wie kein anderer Ökonom dieses Jahrhunderts die theoretische  Ökonomie in größere Realitätsnähe gebracht. Drastisch,  höhnisch klingen seine  Urteile über die weltfremde Selbstbeschäftigung der Universitätsökonomie mit "Gleichgewicht" und harmonisierender Konkurrenz. Sein originärer Beitrag zur Wirtschaftstheorie war die Einführung des Entwicklungsgedankens, die theoretische Analyse einer "dynamischen Wirtschaft". Gegenstand der universitären Wirtschaftsforschung vor Schumpeter war vornehmlich das Gleichgewichtsphänomen in einer "stationären Wirtschaft." Damit konnten zwar durchaus wichtige wirtschaftliche Vorgänge und Erscheinungen  erklärt werden, aber eine zentrale Frage blieb im Dunkeln: Warum und wie verändert sich das Wirtschaftsleben? Aus allen seinen vielfältigen, thematisch weit gefächerten wissenschaftlichen Arbeiten - Geld- und Zinstheorie, Konjunkturtheorie, Geschichte des ökonomischen Denkens - ragt eines heraus: Das von ihm gezeichnete Bild des "innovativen Unternehmers".

Es gibt ihn nicht nur noch - und das auch entgegen Schumpeters düsteren Prophezeiungen - den initiativreichen Unternehmer, er erlebt sowohl in der Häufigkeit  seines Auftretens wie in seinen Möglichkeiten und seinen Wirkungen geradezu eine Renaissance. Hierauf vor allem gründet sich - trotz aller grassierender Fusionitis der Großen -  die wieder wachsende Bedeutung kleinerer und mittlerer Unternehmen; und zwar  gerade im Zusammenhang mit modernsten technischen Entwicklungen. Und hierauf gründet sich auch das neu erwachte und wachsende Interesse an der Schumpeterschen Theorie.

Die Widersrpüchlichkeit in der Wirkungsgeschichte der Schumpeterschen Ideen äußert sich auch darin,  dass sie  auf modellhaften Grundannahmen und Definitionen basieren, die wohl kaum mehrheitliche Zustimmung erfahren. Nicht jeder mag damit einverstanden sein, dass das Wort "Unternehmer" nur für den gelten dürfe, der ein Neuerer in seinem Wirkungsfeld ist. Firmeninhaber, die jahraus, jahrein etwa dasselbe produzieren, mit wenig sich veränderndem Zuliefer- wie Abnehmerkreis zu tun haben, aber durchaus wichtige, ja unentbehrliche  wirtschaftliche Leistungen vollbringen, sind für Schumpeter keine "Unternehmer", sondern "Wirte".  Dennoch: Gerade diese Reduzierung  von "Unternehmer" auf den  "innovativen Unternehmer" - weshalb sich für Schumpeter das Adjektiv "innovativ" eigentlich erübrigt - lenkt den Blick auf das Wesentliche dessen, was ein "Unternehmer" vor allem sein sollte. Für Schumpeter gilt wörtlich: Unternehmer ist, wer etwas unternimmt. Wer in bekannten Gleisen wirtschaftet, wie erfolgreich auch immer, sei kein Unternehmer.

 Wer und was ist "der Unternehmer"?

Schumpeter wendet sich grundsätzlich und entschieden gegen die landläufige Identifizierung von Unternehmer und Firmeninhaber. Er bindet die Funktion des Unternehmers  ausdrücklich nicht an Eigentum und Vermögen.  "'Fabrikherren' oder 'Industrielle oder 'Kaufleute' - die man immer einschließt - brauchen nicht notwendig 'Unternehmer' zu sein"[3]  Unternehmer sind nach der Definition Schumpeters Leute, die neue Kombinationen durchsetzen. Schumpeter führt fünf Varianten "neuer Kombinationen" an: Herstellung neuer Erzeugnisse, Einführung neuer Produktionsmethoden,  Erschließung neuer Absatzmärkte, neuer Rohstoffquellen und Einführung neuer Materialien, Übergang zu neuartiger Organisation.

Unternehmer seien Leute, die solche "neue Kombinationen"  durchsetzen. Dieses "Durchsetzen" ist für Schumpeter  das Entscheidende in der Unternehmerfunktion. Dies bedeutet auch: "Die Funktion des Erfinders oder überhaupt des Technikers und die des Unternehmers fallen nicht zusammen....sowohl was sie tun, ist verschieden, als auch die Eignung zu dem, was sie tun - 'Verhalten' und 'Typus'".[4] Unternehmer brauchen nicht so sehr Erfindungsgeist, als "Initiative, Autorität und Voraussicht". Ihre Fähigkeit, "gegen den Strom zu schwimmen", sei die herausragende Eigenschaften eines Unternehmers. Nicht die eigene "Leistung", sondern die Wirkung auf andere, nicht so sehr der Intellekt, sondern der  Wille, die charakterliche Stärke, seien entscheidend.  Wie eben auch nicht der Feldherr, der seinem Heer voran stürmt, sondern der, der es zum Siege zu führen vermag, wirklicher Feldherr sei. Unternehmer müssten im Unterschied zu "Wirten" mit dreierlei zurechtkommen: 1. mit vielen Unbekannten für ihr Handeln,. Für den Erfolg käme alles auf den "Blick" an, auf die Fähigkeit, die Dinge in einer Weise zu sehen, die sich erst später als richtig erweist; 2. mit den "Widerständen in der eigenen Brust", die sich beständig nach dem Gewohnten sehne; 3. mit den Widerständen, dem sozialen Gegendruck in der Umgebung.

Stationäre und dynamische Wirtschaft.

"Meine Theorie will ein in sich geschlossenes Modell der Wirtschaftsänderung in der Zeit geben", sagte Schumpeter zu seinem Hauptanliegen[5] Um sein Anliegen, seine Ansichten  deutlich hervortreten  zu lassen, unterschied Schumpeter zwei Wirtschaftsmodelle, das stationäre und das dynamische Modell. Das erstere Modell beschreibt eine Wirtschaft, die sich gewissermaßen im Kreislauf und  unter bekannten Bedingungen vollzieht, dem Gleichgewicht entgegenstrebt. Wachstum und Entwicklung si9nd für Schumpeter keineswegs dasselbe. Natürlich könne auch eine stationäre Wirtschaft expandieren, auch sie weist Veränderungen auf, vermag sich an diese anzupassen. Dieses Wachstum, diese Veränderungen vollziehen sich jedoch in den gleichen, bekannten Bahnen. Eine dynamische Wirtschaft hingegen bedeutet den Wechsel der Bahnen, der Gravitationszentren wirtschaftlicher Entwicklung. Dynamische Wirtschaft bedeutet nach Schumpeter die "Durchsetzung neuer Kombinationen" in der Wirtschaft: Schumpeter untersucht das Wirtschaftsgeschehen, die ökonomischen Kategorien im Lichte Zusammenhang dieser  beiden Grundmodelle. Kurz gesagt: die bestimmenden Tendenzen, Kategorien des Wirtschaftslebens werden nach Schumpeter durch das dynamische Modell konstituiert.

Der Unternehmergewinn, üblicherweise als Überschuß der Erlöse über die Kosten definiert, unabhängig davon, woher dieser Überschuss rührt, ist für Schumpeter „als besondere und selbständige Werterscheinung im innersten Kern an die Führerrolle in der Wirtschaft geknüpft“[6] Unternehmergewinn  ist nach Schumpeter die Prämie für die „“Durchsetzung neuer Kombinationen“, er ist „der Gewinn, das Plus, dem keine Verpflichtung gegenübersteht“, weil er allein dem „Willen und der Tat“  und nichts anderem geschuldet ist.

Natürlich wird auch im stationären Modell ein Überschuss der Erlöse über die Kosten erzielt. Nur will ihn Schumpeter entgegen dem üblichen Verständnis  nicht als Unternehmergewinn, sondern eher als Unternehmerlohn  anerkennen. Diese Art Überschusss ist für ihn ein Bestandteil der Kosten: „ein angemessener Lohn für eigentliche Arbeitsleistungen des Unternehmers, sowie eine Art angemessene Grundrente für etwa ihm gehörenden Boden, endlich eine Risikoprrämie“, eventuell auch der Zins auf das Eigenkapital.

Ähnlich erklärt Schumpeter Kapital, Kredit und Zins. Für Schumpeter ist „die Unternehmerfunktion ...prinzipiell nicht an Vermögensbesitz geknüpft.“ Natürlich braucht ein Unternehmer Kapital; d.i. „der Hebel, der den Unternehmer in Stand setzen soll, die konkreten Güter, die er braucht, seiner Herrschaft zu unterwerfen, nichts anderes als ein Mittel, über Güter zu neuen Zwecken zu verfügen oder als ein Mittel, der Produktion ihre neue Richtung zu geben. Das ist die einzige Funktion des Kapitals“[7] In einer entwicklungslosen, stationären Wirtschaft gäbe es nach Schumpeter folglich kein Kapital im eigentlichen Sinne, „oder anders gesagt: das Kapital erfüllt seine charakteristische Funktion nicht, ist kein selbständiges Agens“.  Der vermögenslose Unternehmer verschafft sich das notwendige Kapital über den Bankkredit. Dieser Kredit ist Schaffung von Kaufkraft, die neben die vorhandene trete, ein Vorgriff auf erst noch zu schaffenden Wert. Der Kredit ergibt sich für Schumpeter aus der Unternehmerfunktion, d.h. aus der Neuerungsfunktion. Eine stationäre Wirtschaft käme ohne Kredit und Banken aus, könnte eine zinslose Wirtschaft sein, weil die wirtschaftlichen Mittel sich in einem beständig wiederholenden Kreislauf bewegen. Eine dynamische Wirtschaft hingegen brauche für die „neuen Kombinationen“, die nach Schumpeter vornehmlich neben,  außerhalb der stationären Kreisläufe entstehen, eben auch neuer, bislang nicht selbst erwirtschafteter, sondern erst noch zu erwirtschaftender  Mittel.  Folglich sei auch der Zins Teil des Unternehmergewinns, eine Frucht der „Entwicklung,“ „ein Teil von jenen großen Wellen im Meere der wirtschaftlichen Werte, die die Entwicklung auftürmt“[8]

"Schöpferische Zerstörung"

Die Schumpetersche Theorie gewinnt ihre Stärken, ihre Anziehungskraft  vornehmlich aus ihrer Realitätsnähe. Das in der universitären Ökonomie bevorzugte Modell des "Gleichgewichts" ist nach Schumpeter in Wahrheit ein Mythos oder ein Sonderfall oder ein verschwindendes Durchgangsstadium, weil die "vollkommene Konkurrenz" ein Sonderfall ist. Er wendet sich auch gegen die idyllischen Vorstellungen einer das Wirtschaftsleben angeblich harmonisierenden Konkurrenz. "Im allgemeinen Fall des Oligopols (monopolartige Positionen im Verbund mehrerer Anbieter bzw. Nachfrager – H.N.) gibt es tatsächlich überhaupt kein bestimmtes Gleichgewicht, und es zeigt sich die Möglichkeit, daß dort eine endlose Folge von Bewegungen und Gegenbewegungen, ein unablässiger Kampfzustand zwischen den Unternehmungen besteht" [9] Statt der in den Gleichgewichtsmodellen vorausgesetzten "wohltätigen Konkurrenz der klassischen Lehre“ gäbe es in Wahrheit eine "räuberische" und "halsabschneiderische" Konkurrenz oder einfach Kämpfe um die Kontrolle der Finanzsphäre. "Diese Dinge bedeuten ebensoviele Ursachen sozialer Verluste; dazu gibt es noch manche andere wie die Kosten von Reklamefeldzügen, die Unterdrückung neuer Produktionsmethoden (Aufkauf von Patenten, um ihre Anwendung zu verhindern) und so weiter." [10]
Das „für den Kapitalismus wesentliche Faktum“ bestehe in einer beständigen „schöpferischen Zerstörung“, darin, dass sich ein unaufhörlicher "Prozeß einer industriellen Mutation vollzieht, der unaufhörlich die Wirtschaftsstruktur von innen heraus revolutioniert,  unaufhörlich die alte Struktur zerstört und unaufhörlich eine neue schafft. ... Darin besteht der Kapitalismus und darin muß auch jedes kapitalistische Gebilde leben."[11] Diese Revolutionen vollziehen sich  nicht eigentlich ununterbrochen; sie treten vielmehr in unsteten Stößen auf, die voneinander durch Spannen verhältnisnmäßiger Ruhe getrennt sind. Sie sind dadurch charakterisiert, dass sich Unternehmer nicht einzeln, sondern immer gleich scharenweise „neuen Kombinationen" zuwenden. Aus dieser Rhytmizität von Neuerungen erkläre sich wesentlich auch der Konjunkturzyklus. Im  Ganzen jedoch verlaufe dieser Prozess jedoch ununterbrochen - "in dem Sinne, daß immer entweder Revolution oder Absorption der Ergebnisse der Revolution im Gange ist."
Aktueller noch als zu Schumpeters Zeiten ist heute sein Verweis darauf, dass Konkurrenz nicht immer und nicht vornehmlich  Preiskonkurrenz bzw. Konkurrenz innerhalb eines Systems unveränderter Bedingungen sei, sondern vor allem eine Konkurrenz der Produktionsmethoden und der Formen der industriellen Organisation. "In der kapitalistischen Wirklichkeit ..., im Unterschied zu ihrem Bild in den Lehrbüchern, zählt ...die Konkurrenz der neuen Ware, der neuen Technik, der neuen Versorgungsquelle, des neuen Organisationsprinzips ... - jene Konkurrenz, die über einen entscheidenden Kosten- oder Qualitätsvorteil gebietet und die bestgehenden Firmen nicht an den Profit- und Produktionsgrenzen, sondern in ihren Grundlagen, ihrem eigentlichen Lebensmark trifft. Diese Art der Konkurrenz ist so viel wirkungsvoller wie die andere, wie es ein Bombardement ist im Vergleich zum Aufbrechen einer Tür, und sie ist soviel wichtiger, daß es verhältnismäßig gleichgültig wird, ob die gewöhnliche Konkurrenz im gewöhnlichen Sinne mehr oder weniger rasch funktioniert; der mächtige Sauerteig, der auf lange Sicht die Produktion ausdehnt und die Preise herunterdrückt, ist auf jeden Fall aus anderem Stoff gemacht."[12] In diesem Prozess der "schöpferischen Zerstörung" entstünden Situationen, in welchen auch manche Firmen untergehen müssten, die durchaus kräftig und nützlich hätten weiterbestehen können, „wenn sie einem besonderen Sturmwind hätten trotzen können...“
Ein solcher Sturmwind war zweifellos auch der Übergang zur Marktwirtschaft in Ostdeutschland. Wer aber - und das geschieht sehr oft - mit Berufung auf Schumpeter den Untergang von zwei Dritteln des ostdeutschen Industriepotentials und vier Fünfteln des indutriellen Forschungspotentials innerhalb von drei Jahren  mit einer „schöpferischen Zerstörung“ erklären möchte, sollte bei Schumpeter genauer nachlesen. Es scheint, als ob er solche Missdeutung vorausgeahnt hätte: „Schließlich: es hat ja gewiß keinen Sinn, daß man eine veraltete Industrie auf unbestimmte Zeit zu erhalten sucht; es hat jedoch einen Sinn, daß man ihren plötzlichen Zusammenbruch zu vermeiden und eine wilde Flucht, die zum Ausgangspunkt kumulativer, depressiver Wirkungen werden kann,  in einem geordneten Rückzug zu verwandeln sucht."  Es könne dann "auch so etwas wie einen geordneten Vormarsch" geben.[13]  Dieser plötzliche Zusammenbruch ist eben nicht vermieden worden. Viele Betriebe sind untergegangen, die auch unter marktwirtschaftlichen Bedingungen hätten bestehen können, wenn ihnen eine genügend lange Frist der Anpassung und genügend Anpassungshilfen gewährt worden wären. Wie auch immer: Ob „der geordnete Vormarsch“ nun länger dauert und teurer wird als nötig gewesen wäre - es gibt zu ihm keine Alternative.

Walter Eucken (1890-1950)

Die Lehren von John Maynard Keynes und Joseph Alois Schumpter, den beiden bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts, sind Individualleistungen. Walter Eucken  hingegen war das Haupt einer wissenschaftlichen Schule,  der so genannten Freiburger Schule, auch unter dem Namen "Ordo-Liberalismus", vor allem aber   als  "neoliberale Schule" bekannt geworden. Deren Wirkung auf Wirtschaftstheorie und -politik war allerdings nicht geringer gewesen ist als es die Lehren von Keynes und Schumpeter waren. Neben Eucken gehörten zu  den  Begründern des Neoliberalismus vor allem  Alfred Müller-Armack (1901-1978), der den Begriff der "Sozialen Marktwirtwschaft" einführte, ferner     Alexander Rüstow (1885-1963) und  Franz Böhm (1895-1977). Zu den  Wegbereitern des Neoliberalismus gehörte auch Ludwig Erhard (1897-1977), 1949 bis 1963 Wirtschaftsminister und von 1963 bis 1966 Bundeskanzler, der "Vater  des deutschen Wirtschaftswunders" der Nachkriegsjahrzehnte.
Die Geschichte der neoliberalen Schule reicht bis in die zwanziger Jahre zurück. Ihre Entwicklung und Vollendung ist vor allem mit der Freiburger Universität verknüpft. Hier wirkte Walter Eucken von 1927 bis zu seinem Tode. In der Zeit des zweiten Weltkrieges stand Eucken dem Goerdeler-Kreis, einer  Widerstandsgruppe politisch konservativer Richtung nahe. Eucken war der Inspirator und Organisator eines Oppsoitionskreises, welcher über die Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung nach dem Ende des Nationalsozialismus nachdachte. Nur durch glücklichen Zufall entging Eucken der Verhaftung. Nach dem Kriege war Eucken Mitglied des wissenschaftlichen Beirates beim Bundeswirtschaftsministerium, Mitbegründer und Herausgeber des "ORDO-Jahrbuchs", der theoretischen Schrift der neoliberalen Schule.  Die theoretischen Grundlagen des Neoliberalismus wurden vor allem in den beiden Hauptwerken Walter Euckens gelegt: Die Grundlagen der Nationalökonomie (1940)  und Grundsätze der Wirtschaftspolitik (1952).
Das Credo des ökonomischen  Liberalismus, zu dem sich auch der Neoliberalismus bekennt,  wurde durch Adam Smith (1723-1790) schlüssig artikuliert: Der Eigennutz sei zwar die Triebfeder menschlichen Handelns, aber der Mensch werde „durch eine unsichtbare Hand geleitet, einen Endzweck zu fördern, der keinen Teil seiner Zielstellung ausgemacht hatte... Indem er sein Interesse verfolgt, fördert er häufig jenes der Gesellschaft wirksamer, als wenn er dessen Förderung wirklich beabsichtigt.“ (Adam Smith: eine Untersuchung über die Ursachen und das Wesen des Reichtums der Nationen, Bd.II, Berlin 1975, S. 216). Dieser Metapher von den segensreichen Wirkungen der "unsichtbaren Hand"  fügt der  Neoliberalismus aber hinzu, dass es einer ordnenden Hand bedürfe, welche die Voraussetzungen für freien Wettbewerb zu schaffen und aufrechtzuerhalten habe.
Der zentrale Begriff in der Euckenschen Wirtschaftslehre ist "Wirtschaftsordnung". Im Unterschied zum klassischen ökonomischen Liberalismus, der den freien Wettbewerb, die Marktregulation für das "natürliche" Wirtschaftssystem auch in dem Sinne hielt, , dass es sich sozusagen von alleine, spontan herstelle, meinte Eucken: Nur die allgemeinen Grundlagen der Wirtschaftsordnung seien in der Wirklichkeit von selbst "gewachsen", die konkrete Wirtschaftsordnung müsse "gesetzt" werden. Der Neoliberalismus hält ein System ständiger Beobachtung, Kontrolle der Wirtschaftsordnung für nötig, der klassische Liberalismus hielt das für überflüssig. Wichtigste Ursache dieser Differenz ist die heute viel größere Gefahr monopolistischer Zusammenschlüsse. Eucken spricht von einem permanenten "Hang zur Monopolbildung"; im Grunde strebe jeder nach monopolistischen Positionen. Eine der wichtigsten praktischen Ergebnisse dieses Neoliberalismus waren das Kartellgesetz (Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen v. 27.7.1957) und das Bundeskartellamt, das die Einhaltung dieses Gesetzes zu überwachen hat. Vor allem geht es um die Fusionskontrolle, die verhindern soll, dass marktbeherrschende Unternehmen entstehen; um die so genannte Mißbrauchsaufsicht, das Diskriminierungsverbot;  das Boykottverbot; das Kartellverbot, das allerdings nicht wenige Ausnahmen kennt.
Eucken widmete dem Monopolproblem größte Aufmerksamkeit (Monopole sind bei ihm allerdings nur Alleinanbieter bzw. -nachfrager; andere Unternehmen mit dominierender Marktmacht nennt er Oligopole) Von dorther entwickelt Eucken eine Marktformen-Theorie für die Verkehrswirtschaft. Die Grundformen Konkurrenz, Teiloligopol, Oligopol, Teilmonopol und Monopol sowohl auf der Nachfrage- wie der Angebotsseite führen in ihrer Kombination zu insgesamt 25 Marktformen. Nur die Kombination von Konkurrenz sowohl auf der Angebots- wie der Nachfrageseite ergibt die vollständige Konkurrenz. Die konkrete Wirtschaftsordnung eines Landes zu einem konkreten Zeitpunkt ergäbe sich aus der unterschiedlichen Kombination dieser 25 "reinen" Marktformen.
Walter Eucken begründete zwei Grundtypen von Wirtschaftsordnungen: Die "Zentralverwaltungswirtschaft" und die "freie Verkehrswirtschaft". Sehr früh haben sich hierfür die Begriffe "Planwirtschaft" und "Marktwirtschaft" eingebürgert. Die "zentral geleitete Wirtschaft" sei dadurch gekennzeichnet, dass "die Lenkung des gesamten wirtschaftlichen Alltags eines Gemeinwesens auf Grund der Pläne einer Zentralstelle erfolgt. Setzt sich jedoch die Wirtschaft aus zwei oder vielen Einzelwirtschaften zusammen, Einzelwirtschaften zusammen, von denen jede Wirtschaftspläne aufstellt und durchführt, so ist das Wirtschaftssystem der Verkehrswirtschaft gegeben." Hiervon ausgehend charakterisierte Eucken die Unterschiede zwischen Zentralverwaltungswirtschaft und Verkehrswirtschaft wie folgt:
·        "Indem die Zentralverwaltung und ihre Planstellen den Gesamtbetrag des Bedarfs an Brot, Fleisch, Wohnraum, Eisen, Kohle usw. während eines Zeitraums festsetzt, schalten sie die individuellen Bedürfnisse, Bewertungen und Pläne aus, auf denen diese individuellen Handlungen in der Verkehrswirtschaft beruhen.  Die individuellen Bedürfnisse können z.B. sehr stark auf Weizenbrot gerichtet sein; die Zentralverwaltung kann kann an dessen Stelle Roggenbrot setzen" Im marktwirtschaftlichen System würden also die Verbraucher, im planwirtschaftlichen die zentrale Behörde die Wirtschaftsziele bestimmen.
·        Die Verkehrswirtschaft fördere den Wettbewerb der wirtschaftenden Einheiten heraus, anerkenne nur wirkliche Leistungen; in der Planwirtschaft hingegen gingen die Impulse des Wirtschaftslebens nur von der Zentrale aus. Deshalb sei die Verkehrswirtschaft effektiver als die Zentralverwaltungswirtschaft.
·        Da die Zentrale die vielfältigen Verflechtungen und Wechselwirkungen des Wirtschaftsprozesses nicht übersehen könne, seien die Wirtschaftsziele in aller Regel nicht nur unrealistisch hoch, es können auch die vielfältigen Zusammenhänge und Wechselwirkungen in diesem komplizierten und dynamischen Organismus, wie ihn die Wirtschaft darstellt, nicht überschaut, eine Proportionalität nur annähernd und mit erheblichen Reibungsverlusten hergestellt werden. "Die Zentralverwaltungswirtschaft besitzt keine Mittel, diese Proportionalität zu verwirklichen. Ihr fehlt eine Lenkungsmechanik, die eine Bewegung zur gleichgewichtigen Proportionierung aller Produktionsprozesse in Gang setzt."
Natürlich war die Auseinandersetzung über "Plan und Markt" auch eingebettet in den "Kalten Krieg". Der blockierte zusätzlich auf östlicher Seite die Wahrnehmung  von Vorteilen der Marktwirtschaft und führte auf westlicher Seite, eben auch durch die Vertreter der neolibetralen Schule, zu Darstellungen der Planwirtschaft, die manchmal eher Karrikaturen als Abbilder der Wirklichkeit waren. Zu ihnen gehörte auch die Subsumierung des Nazisystems mit seiner Rationierung von Lebensmitteln sowie der östlichen Planwirtschaften unter dieselbe Wirtschaftsordnung, die Zentralverwaltungswirtschaft.
Das Urteil der Geschichte aber ist eindeutig: Die westlichen Marktwirtschaften haben sich den Planwirtschaften des sowjetischen Wirtschaftsmodells als eindeutig überlegen erwiesen.
Der Neolberalismus war die ausschlaggebende wirtschaftspolitische Leitlinie in den Zeiten des westdeutschen "Wirtschaftswunders".  Er war die kongeniale theoretische Grundlage  einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik in diesen Jahren, weil er gleichzeitig auf die Entfesselung der Marktkräfte wie auf die notwendige Kontrolle, Steuerung dieser Vorgänge, auf eine zweckmäßige "Wirtschaftsordnung" setzte.
Der Startschuss für den westdeutschen Wirtschaftsaufschwung gab die Währungsreform im Juni 1948. Nicht nur von der Nachfrageseite, sondern auch von der Angebotsseite befand sich die westdeutsche Wirtschaft vordem gewissermassen vor einem wirtschaftlichen Bremsstart. Es waren Vorräte an Waren wie auch an Produktionskapazitäten angehäuft, die eben nur auf diesen Start warteten, dann einen starken Produktions- wie Nachfrageschub ermöglichten, der schnell und kräftig die gesamte wirtschaftliche Entwicklung stimulierte. Und Westdeutschland verfügte über einen auch im internationalen Vergleich leistungsfähigen Kapitalstock: Das industrielle Bruttoanlagevermögen betrug 1945 120,6% im Vergleich zu 1936; aber es war auch verjüngt worden, 1935  waren 9% des industriellen Anlagevermögens unter 5 Jahre alt, 1945 waren dies 34 %. Der Exportboom in Westdeutschland wurde erheblich gefördert dadurch, dass  die wirtschaftlichen Kräfte der Vereinigten Staaten, dem damals wirtschaftlich weit überlegenen Land, in der Folge des Korea-Krieges (1950 - 1953), erheblich beansprucht waren.
Ordnungspolitisch wurde nicht vorsichtig, aber umsichtig verfahren. Große und wichtige Bereiche der Wirtschaft wurden über Jahrzehnte durch staatliche Subventionen gestützt und durch Zölle geschützt. Nach der Währungsreform blieben Preisvorschriften für einen großen Teil der Wirtschaft in Kraft: für Kohle, Koks, Elektroenergie, Gas, Wasser, Walzwerk- und Schmiedeerzeugnisse, Waschmittel, für viele Nahrungs- und Genußmittel. Für Mieten wurden Höchstpreise festgesetzt, die Mietpreisbindung wurde erst in den sechziger und siebziger Jahren sukzessive gelockert bzw. aufgehoben.  Der gesamte Außenhandel wurde nach der Währungsreform über viele Jahre streng reglementiert. Als 1950 die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit der BRD heraufzog, wurde mit der Neuregelung der Einfuhrbewilligungen ein wirksamer Schutz gegen die Überschwemmung Westdeutschlands mit Importwaren errichtet. Die Konvertierbarkeit der DM wurde auch nicht mit der Währungsreform, sondern reichlich zehn Jahre später (per 31. 12. 1958) eingeführt, als die wirtschaftlichen Konsequenzen überschaubar und vor allem bewältigbar waren. Keine Frage: Die Erwartung, dass die Währungsunion mit der DDR im Juli 1990, deren Kopfsturz in die Marktwirtschaft,  zu einem neuen Wirtschaftwunder hätte führen können,  war damals schon offenkundig eine Illusion.
Die Einsicht in die Fehlerhaftigkeit des sowjetischen planwirtschaftlichen Modells wurde über Jahrzehnte behindert durch die beeindruckende Aufholphase in der wirtschaftlichen Entwicklung der Sowjetunion und, in geringerem  Maße, auch der ost- und mitteleuropäischen sozialistischen Länder. Unter Bedingungen der Industrialisierung, einer vorwiegend extensiven Wirtschaftsentwicklung,  einer Entwicklung "in die Breite", durch quantitative Vermehrung der Ressourcen,   vorrangig in Großvorhaben der Schwerindustrie, konnte sich zentralisierte Wirtschaftslenkung aus gesamtwirtschaftlicher Sicht, nach einem gesamtwirtschaftlichen Plan, gezielter Umverteilung wirtschaftlicher Ressourcen über die Zentrale, durchaus als vorteilhaft erweisen.
Die Schubkräfte dieses Wirtschaftsmodells mußten aber an Wirkung verlieren, ihre negativen Momente immer deutlicher hervortreten, als auch in den sozialistischen Ländern der Übergang zu einer wirtschaftlichen Entwicklung vornehmlich "in die Tiefe" notwendig wurde. Als es nicht mehr so sehr darauf ankam, die Stahlproduktion zu steigern - die sowjetische Stahlproduktion stieg im Verhältnis zur US-amerikanischen von 40 Prozent 1945 auf 130% 1970   - sondern aus jeder Tonne Stahl eine höhere Produktivität von Maschinerie zu gewinnen.
Und die Hauptursache dieses Niedergangs, auch hier behielt Eucken Recht, war politischer Natur. Diese notwendig zu verändernde Wirtschaftsweise hätte vor allem eine Eigenverantwortung - bis hin zur Eigenfinanzierung - der Betriebe verlangt. Das aber war in diesem politischen System nicht möglich. Die Folge hiervon war nicht nur mangelndes Interesse an realem Effektivitätsfortschritt, sondern - weil es eben um möglichst große  Zuteilungen von Arbeitskräften und Investitionen, und nicht um deren effektiven Einsatz ging - ein dauerndes globales Marktungleichgewicht: Anhaltendes Zurückbleiben des Güterangebots hinter der zahlungsfähigen Nachfrage, "Mangelwirtschaft". Die aber verstärkte wiederum das Interesse an extensivem, quantitativem Wachstum, minderte das Interesse an Effektivitätsfortschritt. "Mehr produzieren, koste es, was es wolle" hieß es,  "am Geld kann in der Wirtschaft nichts scheitern" Darüberhinaus verwandelte der Dauermangel die Wirtschaft in einen hartleibigen Organismus, der sich gegen Neuerungen sperrte. Die völlig unzureichende Elastizität in den wirtschaftlichen Verflechtungen verwandelte die Planung in eine Verwaltung des Mangels, im Normalfall die Neuerungsprozesse in quälende, dahinschleichende Vorgänge.
Auf wichtige Fragen hatte der  Neoliberalismus Euckenscher Prägung allerdings auch keine überzeugenden Antworten gefunden, vor allem auf das von Keynes theoretisch begründete Marktungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt. Neue Fragen kamen hinzu, vor allem das ökologische Problem. Al Gore, jetziger Vicepräsident und Präsidentschaftskandidat in den USA schreibt in seinem außerordentlich beeindruckenden Buche "Wege zum Gleichgewicht. Ein Marschallplan für die Erde": "Welch ein Gegensatz zwischen der enormen Macht und Effizienz unseres Wirtschaftssystems , wie sie sich im Sieg über den Marxismus-Leninismus niederschlugen, und dem elenden Versagen desselben Systems, die Vergiftung unseres Wassers, die Verschmutzung unserer Luft, die alljährliche Vernichtung von Zehntausenden von Tier- und Pflanzenarten auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Wir treffen jeden Tag Milliarden von wirtschaftlichen Entscheidungen, und die Folgen bringen uns unaufhaltsam näher an den Rand der ökologischen Katastrophe"

Milton Friedman, geb. 1912

Milton Friedman  ist zweifellos der gegenwärtig immer noch einflussreichste  Ökonom. Er ist das Haupt der so genannten Chikagoer Schule, zu deren führenden Vertretern auch Friedrich August von  Hayek und Robert E. Lucas  gehören. Alle drei lehrten an der Universität von Chicago, alle drei erhielten den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.  Die Chicagoer Schule  ist bekannt als Schule des so genannten Neomonetarismus; vor allem ist sie eine im Vergleich zum Neoliberalismus der Freiburger Schule (Walter Eucken, Wilhelm Röpcke u.a.) besondere Version dieses Neoliberalismus. Seit den sechziger Jahren ist Milton Friedman ökonomischer Berater der Republikanischen Partei. Er ist Mitglied der American Economic Assosiation (1967 wurde er ihr Präsident), der Econometric Society, Berater des Bord of Governors  des US-amerikanischen Zentralbanksystems. 1976 erhielt er den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Geldtheorie. Milton Friedman ist zweifellos der literarisch produktivste Ökonom; zu seinen Hauptwerken gehören "Preistheorie" (1960), "Kapitalismus und Freiheit" (1962), "Die optimale Geldmenge und andere Essays" (1970), "Geld regiert die Welt" (1992)
Seit Beginn der achtziger Jahre gewann der Neomonetarismus zunehmenden Einfluss auf die amerikanische Wirtschasftspolitik. Theoriegeschichtlich knüpft er an den Monetarismus des 16. Jahrhunderts an, des ersten theoretischen ökonomischen Systems der Neuzeit. Die erheblich gewachsene Bedeutung des Geldes in Wirtschaft und  Gesellschaft, aber auch anhaltende Geldentwertungen, Münzverschlechterungen waren die wichtigsten Ursachen, sich den Problemen des Geldes auch theoretisch zuzuwenden. Der damalige Monetarismus hatte eine deutlich antifeudale und zum Teil auch antiklerikale, gegen die Idealisierung persönlicher Abhängigkeitsverhältnisse und der Naturalwirtschaft gerichteten  Zuschnitt; er war der Wegbereiter frühbürgerlichen Wirtschaftslebens. "Reichtum, das ist Geld" war das 1550 im sogenannten Münzstreit zu Leipzig ausgegebene Credo des Monetarismus. Geldakkumulation, Geldverwertung, d.h. -vermehrung wurden als vornehmstes wirtschaftliches Anliegen verkündet. Eine aus heutiger Sicht wirtschaftlich naiv erscheinende Wirtschaftspolitik - wenig importieren, viel exportieren (allerdings kein Gold oder Silber), damit möglichst viel Geld im Lande verbleibe, hatte damals für das Aufkommen vorindustrieller  Formen des Industrialismus (Handel, freies Gewebe, Manufakturen) eine durchaus positive Bedeutung.
Der Neomonetaisrismus hat mit seinem Urbild die Vorstellung gemein, dass das Wirtschaftsleben von der Geldpolitik her beeinflusst werden sollte. Die Geldmengensteuerung ist nach Friedman das wichtigste wirtschaftspolitische Instrument. Auch die theoretiscvhe Begründung hierfür, die so genannte Quantitätstheorie des Geldes, stammt aus dem 16. Jahrhundert. Sie besagt, dass ein Zusammenhang besteht zwischen der umlaufenden Geldmenge, der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (d.i. die Zahl der Zirkulationsakte, die ein Geldstück in einem bestimmten Zeitraum, in einem Jahr zum Beispiel, vermittelt) und dem Preisniveau. Die Standardformel (von Irving Fischer, gleichfalls einem amerikanischen Ökonomen) entwickelt, lautet: die Geldmenge, multipliziert mit der Umlaufgeschwindigkeit muss gleich sein der Warenmenge, multipliziert mit den jeweiligen Preisen. Die besondere Leistung Milton Friedmans besteht nun darin, dass das Geld nicht nur als Tauschmittel in die Rechnung einbezogen wird, sondern auch als Vermögenswert. Die Quantitätstheorie des Geldes wird auf diesem Wege  eine so genannte Portfoliotheorie ergänzt.
Die Bedeutung Friedmans und der Chicagoer Schule ist nicht in erster Linie aus ihren Aussagen über ein besonderes Gebiet der Ökonomie, der Wirtschaftspolitik - Geldtheorie bzw. Geldpolitik - zu erklären. Es sind Vorstellungen über  gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge, ein Konzept staatlicher Wirtschaftspolitik überhaupt. Zu Recht wird die Lehre Friedmans vor allem als Gegenentwurf zur Lehre von John Maynard Keynes gesehen. "Auf die Keynessche Revolution folgt nun die monetaristische Konterrevolution" hieß es in einer westdeutschen Zeitschrift Anfang der siebziger Jahre (Wirtschaftswoche Nr. 30/1971).
Friedman hält die Keynessche Idee, durch Schaffung zusätzlicher Nachfrage, vor allem über staatlich finanzierte Investitionen, für illusorisch. Es werde auf diese Weise nicht private Nachfrage ergänzt, sondern ersetzt. Da nach seiner Auffassung private Investionen ohnehin effektiver seien als öffentlich finanzierte, führe das Keynessche Konzept zu s8inkender Effektivität der Wirtschaft insgesamt. Die Folge seinen geringere Konkurrenzfähigkeit im internationalen Maßstab, höhere Arbeitslosigkeit. „Eine Einkommenserhöhung infolge gewerkschaftlicher Intervention innerhalb eines bestimmten Beschäftigungsektors oder Industriezweiges hat zwangsläufig eine Verringerung der Zahl der Arbeitsplätze zur Folge“ meint Friedman. Der Keynessche Gedanke, dass über sinkende Kaufkraft Nachfrage und damit Produktionxsmöglichkeíten eingeschränkt und damit die Zahl der Arbeitsplätze reduziert würden, kommt ihm nicht.
Werde zusätzliche Nachfrage über zusätzliche öffentliche Investionen durch zusätzliche Geldemmission fianziert, sei eine inflationäre Entwicklung unvermeidlich. Dies werde begleitet von einer Fehllenkung im Einsatz wirtschaftlicher Ressourcen, zu sinkender wirtschaftlicher Effektivität, weil Inflation zu Verzerrungen im Preissystem führe. Diese Verzerrungen ergeben sich aus der unterschiedlichen Preiselastizität der verschiedenen Warengruppen: Wenn die Preise generell steigen, werden die Preise bestimmter Waren schneller und die anderer Waren langsamer steigen. Einfach deshalb, weil die Nachfragelastizitäten verschiedener Güter und Leistungen unterschiedlich sind; den Kauf eines neuen Autos kann man leichter hinausschieben als den Verbrauch von lebensmitteln einschränken.
Auch die  von Keynes vertretene Auffassung, dass eine gewisse Höhe von Inflation der Preis für sinkende Argbeitslosigkeit sein könne, teilt Friedman nicht. Das Keynessche Konzept führe sowohl zu Inflation wie höherer Arbeitslosigkeit. Zyklische wirtschaftliche Entwicklungen, die Abfolge von Auf- und Abschwüngen würden durch eine Nachfragesteuerung über staatlich finanzierte Investionen nicht verhindert, sondern verursacht. Und zwar deshalb, weil die Geldmenge größeren Schwankungen ausgesetzt werde. Eine kontrollierte Entwicklung der Geldmenge aber sei schließlich das entscheidende. Der politische Nutzen einer Inflation wegen konfliktärmerer Umverteilung von Einkommen, so Friedman, habe abgenommen, ihr wirtschaftlicher Schaden hingegen zugenommen.
Die Gewährleistung einer optimalen  Geldmenge ist nach Friedman die wichtigste Voraussetzung für wirtschaftliches Gedeihen. Seit den sechziger Jahren ist in  der ökonomischen Theorie die Metapher vom  "magischen Dreieck" verbreitet, zu welchem Beschäftigung, Geldwertstabilität und ausgewogene Zahlungsbilanz gehören sollen (seit einigen Jahren ist von einem "magischen Viereck" die Rede, zu welchem auch das Wachstum gehören soll). Die damit zusammenhängende These lautet, dass es nicht möglich sei, alle drei Ziele gleichzeitig zu erreichen: Setzt man zum Beispiel auf Vollbeschäftigung, müsse man eine gewisse Inflation und eine negative Zahlungsbilanz in Kauf nehmen. Wie dem auch sei: Milton Friedmann hält die Geldwertstabilitiät für das wichtigste; die Vermeidung  einer (größeren) Inflation sei die wichtigste Voraussetzung für Wachstum, Beschäftigung und ausgewogene Zahlungsbilanz. Diesem Ziel der Geldwertstabilität  haben sich vor allem die Zentralbanken verschrieben; sie sind zur wichtigsten Institution im wirtschaftspolitischen Konzept geworden, welches sie vor allem über die Zinspolitik, d.h. über die Verteuerung bzw. Verbilligung von Krediten verfolgen. Ansonsten gilt die Uraltformel des ökonomischen Liberalismus: Laissez faire, d.h. Lasst die Dinge laufen; der Markt werde schon alles richten. Die neuen Losungen lauten: Liberalisierung, Privatisierung, Deregulierung. Das ist gemeint, wenn heute von Neoliberalismus gesprochen wird.
Immer wieder kommt es zu Missverständnissen, weil nicht bemerkt wird, dass mit dem Worte "Neoliberalismus" zwei ziemlich verschiedene wirtschaftstheoretische Schulen und wirtschaftspraktische Politken gemeint sind.  Da ist erstens die so genannte neoliberale Schule der vierziger Jahre und fünfziger Jahre, die unter dem Namen  "Ordo-Liberalismus" oder Freiburger Schule bekannt geworden war. Für sie stehen Namen wie Walter Eucken,  Franz Böhm, Alfred Müller-Armack, Wilhelm Röpcke.  Ihr bedeutendster politischer Vollstrecker war Ludwig Ehrhardt, der "Vater des westdeutschen Wirtschaftswunders." (Siehe den Aufsatz über Walter Eucken in Heft 4) Für den heutigen Neoliberalismus stehen die Namen von Milton Friedman, Friedrich A. Hayek, Robert E. Lucas die sogenannte Chicagoer Schule. Seine berühmtesten politischen Vollstrecker waren Margeret Thatscher und Ronald Reagan, deren Wirtschaftspolitik der Liberalisierung, Deregulierung, Privatisierung unter den Namen Thatcherismus und Reagonomics berühmt-berüchtigt wurden.
Was unterscheidet diesen  "alten" Neoliberalismus, den "Ordoliberalismus", vom heutigen "Neoliberalismus"? Volker Hallwirth führt in seinem Buche "Und Keynes hatte doch recht" (Campus Verlag 1998) drei Momente an:
1. "Der Ordoliberalismus bildet die Grundlage der Sozialen Marktwirtschaft. Der Neoliberalismus tritt für eine Marktwirtschaft ohne einschränkende Adjektive wie 'sozial' oder 'ökologisch' ein. ..."
2. "Der Neoliberalismus verwirft die staatliche Aufgabe der Gestaltung der Rahmenbedingungen und vernachlässigt staatliche Strukturaufgaben. ..."
3. Das Ideal des Ordoliberalismus sei die offene Gesellschaft, in der unterschiedliche individuelle Wertvorstellungen sich entfalten können. Der heutige Neoliberalismus dagegen versuche,  alles dem wirtschaftlichen Erfolg, dem Primat des Ökonomischen unterzuordnen.
Der heutige Neoliberalismus ist in mancher Hinsicht  eine Zurücknahme all dessen, was der "alte" Neoliberalismus dem ökonomischen Denken hinzugefügt hat. Er ist der Rückzug auf die Fundamentalthesen des ökonomischen Liberalismus des 18./19. Jahrhunderts.  Er ist die fundamentalistische Verlängerung, Auswucherung des klassischen ökonomischen Liberalismus. Er wird zu Recht als Marktradikalismus bezeichnet, als eine neue Welle der Entfesselung der Marktkräfte.
Der "neue" Neoliberalismus stand Pate für die Transformation in Ostdeutschland, dem keine Zeit für Umstellung und Anpassung gegeben wurde. Das Ergebnis  war entsprechend: Zwei Drittel des industriellen Potentials wurden brachgelegt und vom Verkauf fast einer ganzen Volkswirtschaft blieben 300 Mrd. Schulden übrig.
Das herausragende Merkmal heutiger neoliberaler Polik und Wirklichkeit ist die Globalisierung der Kapital- und Finanzmärkte. Damit sind neue Möglickeiten der Rationalisierung, aber auch noch nicht absehbare große Gefahren verbunden. Die größte dieser Gefahren ist das Abheben des Geldsystems von der Realwirtschaft. Der reale Wertzuwachs der Industrieländer seit Beginn derachtziger Jahre soll etwa actzig Prozent betragen haben; der Wert der auf den Börsen dieser Länder gehandelten Aktien soll dagegen um das vierzehnfache gestiegen sein. Aktien werden heute nicht vornemlich der erwarteten Dividende wegen gehandelt, sondern der erwarteten Kurssteigerung wegen. Dieser Überhang der Geldmengen führt einfach deshalb nicht zur Inflation, weil die Früchte solcher „Wertschöpfung“ wieder in das Geldsystem fließen.
Es ist also durchaus verstänlich, wenn ausgerechnet  George Soros, dieser erfolgreichste Finanzspekulant der Gegenwart, in seinem 1999 erschienenen Buche „Die Krise des globalen Kapitalimus“ vor diesen Gefahren warnt. Er bezeichnet die heutigen Neoliberalen als Marktfundamentalisten, die sich von mathematisch eleganten, aber  weltfremden, abstrakten  Modellen leiten ließen, in welchen alle wirtschaftlichen Vorgänge angeblich zum Gleichgewicht strebten. Die Metapher der heutigen entfesselten Marktwirtschaft sei aber nicht das zum Gleichgewicht strebende Pendel, sondern die Abrissbirne, die die Währungen, die Wirtschaft einzelner Länder zu zertrümmern vermöge und das Weltwährungssystem, die Weltwirtschaft in höchste Gefahr bringe. Eine Gesellschaft, die nur auf dem Tausch beruhe, in der alle Werte zunehmend auf den Geldeswert reduziert würden, verliere ihre Lebensfähigkeit. Er sage dies gegen sein Ambitionen als erfolgreicher Financier, aber sein Gewissen lasse ihm keine andere Wahl.
Diese kritischen Stimmen gegen den Marktradikalismus  werden offenkundig wieder lauter. Jedenfalls ist die Erwartung Friedmans, „dass es den hochentwickelten Staaten in den kommenden Jahrzehnten gelingen wird, Währungs- un Finazinstitionen und -regelungen zu schaffen, die ein wirksames System zur Eindämmung inflationärer Tendenzen bilden und in großen Teilen der Welt wieder für lange Zeit ein relativ stabiles Preisnuveu herbeiführen werden“ angesichts dieser neuen Gefahren sicher nicht eingelöst worden.

Paul Krugman, geb. 1953

Es spricht mehreres dafür, die Reihe über die berühmten Ökonomen des 20. Jahrhunderts mit Paul Krugman abzuschließen. Er ist der jüngste in dieser auserlesenen Schar wirtschaftstheoretischer Denker. Den Vorteil, das letzte Wort zu haben, verdient er aber vor allem deshalb, weil er der Vorreiter der offenbar zahlreicher werdenden  Ökonomen ist, welche den seit den siebziger Jahren vorherrschenden ökonomischen Lehren - meist als Neoliberalismus bezeichnet - widersprechen. Und er tut das in einer exzellenten Art und Weise: mutig, direkt, Ross und Reiter beim Namen nennend, und in einer verständlichen, bildhaften Sprache.  "Niemand, der über Wirtschftstheorie schreibt, macht das besser als Paul Krugman", schrieb die Washington Post.

Paul Krugman ist Hochschullehrer. Sein vornehmliches Arbeitsgebiet sind die Probleme des Welthandels, von woher er seine Sicht auf die großen globalen Wirtschaftsprobleme der Gegenwart weitet. Sein Ausflug in die Wirtschaftspolitik währte nur ein Jahr. 1982/83 war er einer der der Demokratischen Partei verbundenen Mitarbeiter des Wirtschaftssachverständigenrates von Ronald Reagan. Seine Wirkungsstätte war vor allem und ist heute wieder das berühmte Massachusetts Institute of Technology /USA. 1998 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin; er ist für den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften nominiert. Zu seinen Hauptwerken gehören: Marktstruktur und Außenhandel (1990), Der Mythos vom globalen Wirtschaftskrieg (1996), Die Große Rezession (1999)

Paul Krugman scheut sich nicht, die renommiertesten Kollegen seiner Zunft als "Pop-Ökonomen" zu bezeichnen, die elementare theoretische Kenntnisse vermissen lassen und eindeutige, in allgemein zugänglichen Statistiken belegte Tatsachen ignorieren. Und er nimmt sich keineswegs irgendwelche zweitrangigen Fragen vor, sondern die politisch brisantesten, am meisten verbreiteten, weithin akzeptierten. Zwei Fragen vor allem sind es, denen er sich zuwendet: Führt die Globalisierung zwangsläufig zu härterer Konkurrenz zwischen den wirtschaftlichen Hauptmächten, zu einem globalen Wirtschaftskrieg? Und: Kann die heute vorherrschende neoliberale Wirtschaftsdoktrin die Große Depression verhindern?

Der "Abrechnung mit den Pop-Ökonomen", wie der Untertitel seines Buches über den angeblichen globalen Wirtschaftskrieg lautet, stellt Krugman eine von ihm "montierte" Argumentationskette dieser Ökonomen voran: "Die modernen Transport- und Kommunikationstechnologien machen es möglich, alles überall zu produzieren. Diese technologisch bedingte Schrumpfung der Welt wurde durch den Zusammenbruch des Kommunismus noch verstärkt, weil dadurch die Dritte Welt für die multinationalen Unternehmen sicherer und kalkulierbarer wurde. Im Ergebnis findet nun eine massive Verlagerung von Kapital und Technologie statt, weg von den Hochlohnländern des Westens, hin zu den Entwicklungsländern mit ihren niedrigen Löhnen. Dieser Kapitalabfluss in Verbindung mit Billigimporten führt in den westlichen Ländern zu einer Zerstörung der gut bezahlten Jobs  im industriellen Sektor, welche in _Europa und Amerika traditionell die Basis einer breiten Mittelklasse darstellten. Kurz gesagt: die Globalisierung ist gut für das westliche Kapital, aber sehr schlecht für die Beschäftigten in den Industrieländern" Wem käme das nicht bekannt vor !? Die Fakten der realen Welt aber, so meint Krugman, sprächen eine ganz andere Sprache.

Der Haupteinwand Krugmans gegen solche Sichtweise ist, dass hier der Unterschied zwischen einem Unternehmen und einer Volkswirtschaft ignoriert würde. Für ein Unternehmen gilt im allgemeinen: Was das eine gewinnt, verliert dasjenige, mit welchem man sich im Wettbewerb befindet. In der Sprache der Spieltheorie: Es ist dies ein Nullsummenspiel. Für den Handel zwischen den Ländern aber gelte das nicht; der bedeutet in der Regel ein Positivsummenspiel: Es gewinnen beide. Ein rationell strukturierter Außenhandel hat die gleiche Wirkung wie reale Produktiovitätssteigerung, und zwar in beiden Ländern.  Krugman erinnert an die Theorie sogenannter absoluter und komparativer Kostenvorteile, entwickelt von David Ricardo 1817 und in der Tat jedem Ökonomiestudenten spätestens nach dem zweiten Semester bekannt. Ohne weiteres  verständlich ist dies für den Außenhandel zwischen den Ländern A und B, wenn das Land A solche  Waren exportiert, die es mit höherer Produktivität herstellt als das Land B, dafür diejenigen Waren aus B importiert, die dort mit höherer Produktivität hergestellt werden. Dieser Effekt des gegenseitigen Vorteils ist aber auch im Handel zwischen Ländern möglich, von denen das eine alle Waren mit höherer Produktivität herstellt. Er ergibt sich daraus, dass das Land A (niedrigere Produktivität) die Waren exportiert, bei denen  die Produktivitätsdifferenz zum Land B unterdurchschnittlich ist, und diejenigen Waren importiert, bei denen die Produktivitätsdifferenz überdurchschnittlich ist.

Sind  die steigende Produktivität, der Technologietransfer in die weniger entwickelten Länder für die fortgeschritteneren einfach von Nachteil? Überwiegend nicht, meint Krugman. Die Vereinigten Staaten importieren alle im Inland benötigten Laptops. Wenn die in den Herstellerländern billiger werden, werden auch die Importe für die USA billiger. Außerdem erweitern sich die Exportchancen, für Mikrochips zum Beispiel.

Natürlich gibt es auch negative Folgen wirtschaftlichen Aufstiegs in den weniger entwickelten Länder für die höher entwickelten. Das steigende Lebensniveua dort verteuert die Importe. Aber - und das ist ein immer wiederkehrender Hinweis Krugmans - auf die Größenordnungen kommt es an.

Der Außenhandelsumsatz wie die Direktinvestitonen im Ausland werden zum Großteil - zu über achtzig Prozent - zwischen den Industrieländer abgewickelt. Die Ausmaße der  "Kapitalflucht" in die Billiglohnländer sind erheblich niedriger als dies von den "Populisten" suggeriert wird. Das Bruttoinlandsprodukt der Industrieländer belief sich 1990 auf neunzehn Billionen Dollar; die Inlandsinvestitionen beliefen sich auf vier Billionen; der Kapitalfluss in die Schwellenländer betrug etwa hundert Milliarden Dollar. Etwa 2,5 Prozent der Investitionen flossen aus der Ersten Welt in die Dritte Welt. Das ist keine Gefahr für die Erste Welt, sondern ein Manko für die Weltwirtschaft. Es könne sein, dass Zehn-, vielleicht Hunderttausende in den Industrieländern ihre Arbeit verlieren, weil Produktionen in Standorte mit niedrigeren Löhnen abwandern; im Vergleich zu den vierhundert Millionen Beschäftigten in den Industrieländern ist das aber auch nicht gerade eine Gefahr, die so viel öffentliches Aufsehen verdienen.

Alles in allem: Es handele sich bei der Propaganda um den Wirtschaftskrieg um ein "politisches Projekt", nicht um ein wirtschaftliches Faktum.  Die Globalisierung beschere natürlich neue Probleme, auch manche neuen Gefahren.  Vor allem aber bedeute sie neue Chancen. Es sei dringend geboten, das erbärmliche Niveau in der allgemeinen Diskussion über Weltwirtschaftsfragen zu beendigen, sich von der Vorstellung zu verabschieden, das das Wohlergehen des eigenen Landes durch miserable wirtschaftliche Verhältnisse in den anderen Ländern gefördert werde. Der Kalte Krieg dürfe und werde nicht durch einen globalen Wirtschaftskrieg der Nationen abgelöst werden. 

Die Weltwirtschaft ist durchaus in Not, wird immer wieder durch schwere Rezessionen heimgesucht und ist durch unwägbare Gefahren bedroht. Und das hängt durchaus mit der Globalisierung zusammen, vor allem mit der Globalisierung der Finanz- und Kapitalmärkte. Die praktische "Abschaffung" von Raum und Zeit auf dem Felde der Informationsverarbeitung und Kommunikation - die vielleicht folgenreichste Veränderung im 20. Jahrhundert - im Verbunde mit der weitgehenden Abschaffung nationaler Kontrollen des Finanz- und Kapitalverkehrs haben bewirkt, dass hier  wirklich Globalität erreicht ist; denn Geld wird normalerweise nicht in Koffern, sondern elektronisch bewegt.

"Was tun, damit die Weltwirtschaft nicht kippt?" ist der Untertitel des Buches "Die Große Rezession" von Paul Krugman. Das ist die vielleicht dringendste Frage, der sich Wirtschaftspolitik und  ökonomische Theorie heute gegenübersehen. Die veränderte Situation äußert sich  nicht nur darin, dass einzelne Finanzmagnaten die Währungen großer Länder ins Wanken bringen können, wie es die Spekulation von George Soros 1992 gegen das britische Pfund zeigte; er zwang durch geschickte Operationen die Regierung zur Abwertung des Pfundes, verdiente daran 1 Milliarde Dollar, und brachte schließlich das damalige Europäische Währungssystem mit seinen festen Wechselkursen zum Absturz. Das ist immer eine noch durchsichtige Sache.  Viel beunruhigender ist für Krugman, und nicht nur für ihn: "Frühere Krisen waren immer irgendwie erklärbar... Dies aber scheint sich heute geändert zu haben." Dies äußert sich darin, dass relativ geringe Veränderungen - Abwertungen der Währung zum Beispiel - in relativ kleinen Ländern mit einer relativ gesunden Wirtschaft eine tiefe und große Weltregionen umspannende Wirtschaftskrise auslösen können. Man ist in der Tat an das Lieblingsbeispiel der Chaostheorie erinnert: Wenn an einem Frühlingsmorgen auf einer japanischen Insel sich ein Schmetterkling erhebt, könne dies auf der anderen Seite der Erdkugel große Wetterveränderungen hervorrufen. Der Sinn solchen Unsinns soll sein: In einem komplexen, sich in labilem Zustande befindlichen System können geringfügige punktuelle Veränderungen der Auslöser sein für sehr tiefgreifende und weitreichende Veränderungen. Genau das geschah auf wirtschaftlichem Gebiet am 2. Juli 1997. An diesem Tage lies die thailändische Regierung den Bath, die Landeswährung, frei. Es gab nun keinen staatlich fixierten Wechselkurs zum Dollar mehr; die Wechselkurse wurden durch den Markt reguliert. Das überraschende Ergebnis war eine tiefe Finanz- und Wirtschaftskrise, die den gesamten südostasiatischen Raum, Japan einschließlich, erfaßte. Selbst George Soros war über  dieses neue Phänomen dermaßen entsetzt,  dass er in großer Eile ein Buch verfaßte mit dem Titel "Die Krise des globalen Kapitalismus". Darin warnte er vor den Marktfundamentalisten, die immer noch die Marktregulation mit einem Uhrenpendel verglichen, das immer zum Ausgleich, zum Gleichgewicht strebe, woher auch der Impuls komme und wie kräftig der sei. Vor allem verstünden die Marktfundamentalisten nichts von den Finanzmärkten. Die zutreffende Metapher für die Marktregulation sei hier nicht das Uhrenpendel, sondern  eher die Abrissbirne, die die Währungen und Wirtschaften ganzer Länder und Regionen verwüsten könne.

Paul Krugman untersucht alle größeren Finanz- und Währungskrisen und wirtschaftliche Rezessionen seit den achtziger Jahren. Es sind für den Nichtfachmann  erstaunlich viele; von vielen außerordentlich gefährlichen hat er einfach deshalb nichts erfahren, weil sie, oft in letzter Minute, durch massiven Einsatz von Mitteln gemildert werden konnten.

Zu den wichtigsten Ursachen dieser neuen Krisen gehört das, was Krugman "Blasenwirtschaft" nennt, d.h. durch finanzielle Spekulationen aufgeblasene Geldfonds, die sich von den Werten, den Entwicklungen der Realwirtschaft abheben. Die Steigerung der Aktienkurse - der DAX stieg seit Beginn der neunziger Jahre um das Fünffache - liegt um ein Vielfaches über dem realen Wertzuwachs der Unternehmen. Diese Entwicklung führt nur deshalb nicht zur Inflation, weil die Früchte solcher wundersamen Geldvermehrung wieder - ins Geldsystem einfließen.

Nach Krugman  wird solche Spekulation erheblich gefördert dadurch, dass - dies gilt vor allem für die so genannten Hedgefonds - mit fremdem Geld spekuliert wird; es handelt sich um eine Art Wetten, bei denen der Einsatz erst nachträglich, aus dem Wettgewinn, gezahlt wird. Wenn es schief geht, wird die Rechnung nicht selten und zu nicht geringem Teil durch die Steuerzahler beglichen. Hinzu kommen psychologische Faktoren; Globalisierung bedeutet auch, dass Massenhysterie in der Finanzspekulation eine völlig neue Dimension gewinnt. "Es ist durchaus möglich, dass ein einsetzender Vertrauensschwund in einem Land eine Wirtschaftskrise auslöst, die ihrerseits den Vertrauensschwund rechtfertigt und weiter forciert", schließlich auf andere Länder übergreift, usf.

Krugman hält durchaus wirtschaftlich zweckmäßiges Reagieren von Regierungen, Weltbank, Zentralbanken für wichtig. Wenigstens zeitweise seien in Krisenzeiten auch Kapitalverkehrskontrollen notwendig. Er wendet sich aber dagegen, spezifische Schwächen einzelner Länder, fehlerhafte Politik einzelner Personen für die Kette der jüngsten Wirtschaftskrisen verantwortlich zu machen. Es gehe vielmehr um ein "grundsätzliches Systemproblem". Und dies sieht er in einer notwendigen Wiederbesinnung auf die Keynessche  nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik. Es müsse gelingen, durch kreditfinanzierte Steigerung der Nachfrage wieder Marktgleichgewicht  und Vollbeschäftigung zu erreichen. Dies ist eine deutliche Absage an die in den letzten Jahrzehnten herrschende Angebotspolitik neoliberaler Provenienz. Es gäbe in Wahrheit "nur ein einziges strukturelles Hindernis..., das weltweitem Wohlstand im Wege steht - nämlich die inzwischen untauglichen Doktrinen, mit denen die Köpfe der Menschen vollgestopft sind."


 

 

[1] J. M. Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, Berlin 1955, s. 3

[2] J. M. Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, aaO.,  S. 110

[3]Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, aaO.,  S. 119

[4] ebenda, S. 149

[5] Joseph Schumpeter: Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. Eine Untersuchung über Unternehmergewinn, Kapital, Kredit, Zins und den Konjunkturzyklus. Duncker & Humblot Berlin 1987, S. XIV,XV

[6] ebenda, S. 228

[7] ebenda, S. 165

[8] ebenda, S. 260

[9] Joseph A. Schumpeter: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. Francke Verlag Tübingen und Basel, 1993, S. 132

[10] ebenda, S. 132,133

[11] ebenda, S. 136,137

[12] ebenda, S. 140

[13][13] ebenda, S. 148

Artikelserie in „Wirtschaft und Markt“

PRODUZIEREN IM 21. JAHRHUNDERT

Vorbemerkung
 

Das „Ende der Industriegesellschaft“ scheint für jedermann außer Zweifel zu stehen. Die Verlängerung dieser Idee lautet dann: „Wir leben immer weniger von der Industrie“ Und der Beweis hierfür wird im sinkenden Anteil der Industriebeschäftigten gesehen. Übersehen wird oft, daß dies in erster Linie  der Steigerung der industriellen Produktivität geschuldet ist, was  nun gerade nicht als  sinkende Bedeutung der Industrie gedeutet werden kann. Nein, wir leben nicht „immer weniger“ von der Industrie. Vor allem aber verdeckt solche Auffassung die tiefgreifenden Veränderungen in der Industrie selber. Was zu Ende geht, sind die Paradigmen der „klassischen Industrie“, sie werden durch neue Paradigmen abgelöst, durch eine andere Art von Industrie.
Diese Veränderungen in der Industrie, ihre neuartigen Paradigmen werden auf  Kultur und Lebensweise nicht weniger ausstrahlen als die des klassischen Industriezeitalters. Sie sind in ein Bündel von Voraussetzungen, Bedingungen eingeflochten, die alles in allem nicht weniger bedeuten, als daß die Gattungssituation des Menschen sich in einer fundamentalen Weise verändert: Keine der großen Linien der Weltentwicklung im Industriezeitalter ist fortsetzbar, nicht die Wachstumsraten der Weltbevölkerung, nicht die Entnahmen aus dem Naturhaushalt, nicht die Einträge der Exkremente menschlichen Wirkens in die Natur, nicht die Wachstumsraten der Wirtschaft, nicht die Gleichsetzung von Wohlstand mit materiellem Reichtum.
Vermeidbare Fehlschlüsse rühren auch hier oft daher, daß neue Entwicklungen nicht als Tendenzen, als vorherrschende Paradigmen verstanden werden, sondern als Abfolge durchweg neuer Qualitäten. Auch in der postfordistischen Produktionsweise verschwinden Massenproduktion und Fließbandferigung nicht, die fortschreitende Automatisierung geht durchaus mit einer gewissen Renaissance handwerklicher Produktion einher. Die „neue Industrie“ ist nicht die Fortsetzung der klassisch-industriellen Tendenz zur Gigantonomie, die Zukunft gehört vor allem kleineren und mittleren relativ autonomen, flexiblen wirtschaftenden Einheiten, in welchen Verbünden sie auch existieren mögen.
Die „Fabrik der Zukunft“ wird sich von der klassischen industriellen Fabrik mehr unterscheiden als diese sich von der vorindustriellen Manufaktur unterschied. Sie wird auf andere Art und Weise in volkswirtschaftliche, weltwirtschaftliche Zusammenhänge eingebunden sein. Sie wird in ihren technologischen Systemen, in der innerbetrieblichen Organisation, im Arbeitssystem und in der Unternehmenskultur anders beschaffen sein als die herkömmliche Fabrik. Diese Entwicklungen gehören zum Interessantesten und gewiß auch zum Wichtigsten in den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Ihre Tragweite kann nur in einer Dimension  begriffen werden -  die der gesamten bisherigen Geschichte. 

Der Pflug, die Maschine, der Computer - die drei Epochen wirtschaftlicher Weltgeschichte.

"Wenn "Reichweite, Geschwindigkeit und Letalität ... im gleichen historischen Moment an ihre endgültigen Grenzen gestoßen"  sind[1],  dann muß ein grundlegender Wandel in der Qualität der Kriege, eine Destruktivkraftrevolution gewissermaßen, eintreten. Die amerikanischen Zukunftsforscher Alvin und Heidi Toffler nennen sie Kriege der "dritten Welle", Kriege des Informationszeitalters. Im Unterschied zu den Kriegen der "ersten Welle", den vor allem mit handgeführten Waffen geführten Kriegen des Agrarzeitalters und den Kriegen der "zweiten Welle",  des Industriezeitalters mit ihren  Massenheeren und flächen- und raumgreifenden Maschinenwaffen. Typisch für das neue Zeitalter sind kleinere und hochflexible militärische Einheiten, die aber in eine weltumspannende  informationstechnische Logistik vernetzt sind und die genau ausgewählte militärische Ziele nicht nur von taktischer, sondern auch von strategischer Bedeutung zuverlässig vernichten können. Der erste Krieg von dieser neuen Art, so Toffler, sei der Golfkrieg gegen den Irak 1992 gewesen.
Immer öfter werden  in der anschwellenden Literatur über die wirtschaftlichen und sozialen Umbrüche, an deren Anfange wir uns befinden,  wie bei Toffler,  in eine historische Analogie zu zwei anderen gestellt: erstens zur neolithischen oder agrarischen Revolution  im Übergang von der Alt- zur Jungsteinzeit, die vor etwa zehntausend Jahren begann und etwa zweitausend Jahre währte; es war dies  der Übergang aus dem Zeitalter des Sammelns und Jagens in das Zeitalter des Ackerbaus und der Viehzucht, vom Nomadenleben zur Seßhaftigkeit; zweitens mit der industriellen Revolution des letzten Drittels des 18. bis hinein in das 19. Jahrhundert, von England ausgehend, die die Maschinerie hervorbrachte, dem Menschen gewissermaßen das Werkzeug aus der Hand nahm und es einem mechanischen Apparat übertrug. Und mittlerweile ist wohl  die Ahnung zur Gewißheit geworden, daß die im Flusse sich befindenden Umwälzungen die Gattungssituation des Menschen in Dimensionen verändern werden, für die es historische Analogien überhaupt nicht gibt.
Der Pflug, die Maschine und der Computer sind die treffendsten Metaphern für die Betriebgsweisen der Agrargesellschaften, der Industriegesellschaften und der nachindustriellen Gesellschaften. Metaphern sind aber immer auch Vereinfachungen: Es gibt keine schlichte Aufeinanderfolgen technischer Entwicklungen,  die lupenreine Periodisierungen ermöglichten:  auch im Altertum gab es beeindruckende Großmaschinen, Großproduktion überhaupt. Es ist zwar ein vergebliches Unterfangen nachweisen zu wollen, daß die Automatisierung als  Grundlinie der Veränderung technischer Systeme in der gegenwärtigen Produktivkraftrevolution nichts Neues darstelle, aber das als Beweis gebrauchte Beispiel ist in der Tat bedenkenswert: Eines der ersten technischen Mittel des Menschen noch aus vor-neolithischen Zeiten war ein kybernetischer Automat, d.h. nicht ein solcher, der eingegebene Programme abarbeitet, sondern der Veränderungen in der Umwelt „wahrnimmt“ und selbsttätig zweckmäßig auf diese Veränderungen reagiert: die Falle. Es  kann auch nicht ein einzelnes technisches Artefakt für eine Produktivkraftrevolution stehen: Zum Pflug gehörte unbedingt das Zugtier, der Stall, vor allem das Haus; zur Agrargesellschaft gehörte unbedingt das Handwerk; genauer ließe sich der Techniktyp der vorindustriellen Gesellschaften als das von der menschlichen Hand geführte Werkzeug beschreiben; das aber gab es schon vor der neolithischen Revolution.
Das Industriezeitalter wurde durch die Erfindung des mechanischen Webstuhls und der Spinnmschine eingeläutet. Entfalten aber konnte sich die neue technologische Produktionsweise erst auf der Grundlage neuer Arten von Energieerzeugung: Dampfmaschine, Elektrizität, Verbrennungsmotor; neue Scharen künstlicher Werkstoffe, die Chemie, gehörten zur industriellen Entwicklungslogik.
Für die gegenwärtige Produktivkraftrevolution steht der Computer nicht  allein; ihr entscheidendes Moment ist die massenhafte Technisierung von Arbeitsfunktionen, die als „geistige Tätigkeit“ bezeichnet werden. Das Bedeutsame dieser Entwicklung besteht offenbar in folgendem:
1. Es sind nun die technischen Möglichkeiten gegeben, alle Komponenten geistiger menschlicher Tätigkeit auf technische Mittel teilweise zu übertragen: Wahrnehmung (Informationsgewinnung ) durch künstliche Sinnesorgane, die Sensortechnik in Verbindung mit Meß- und Analysentechnik; Speicherung von Informationen durch künstliches Gedächtnis, die elektronischen Speicher; logische Verarbeitung von Informationen durch künstliche Gehirne in Gestalt elektronischer Rechentechnik.; Kommunikation, weltweit und mittlerweile in allen nur möglichen Arten (Daten, Text, Bild, Ton)
2. Die verschiedenen Komponenten der Informationstechnik wachsen zunehmend und in schnellem Tempo zu immer leistungsfähigeren komplexen Systemen zusammen. Daten, Text, Bild und Ton sind aus "einer Steckdose", über ein und denselben Übertragungskanal, zu erhalten. Computer, Fernsehgerät und Telefon verbinden sich  zu  "Multimedia" -Einrichtungen.
Zu den bemerkenswertesten Entwicklungen dieser informationstechnischen Systeme gehört die Tendenz zur Vernetzung, welche einerseits Zentralisierung   bis in weltweite Dimensionen  und - als Gegenpol - Dezentralisierung informationstechnischer Systeme  einschließt. Es wird immer leichter, vom einzelnen Arbeitsplatz, von der eigenen Wohnung aus Zugang zu immer leistungsfähigeren, weltweit vernetzten Informationsbanken zu erhalten.
Eine zweite, nicht minder wichtige Entwicklungstendenz ist der Übergang von der eindimensionalen Sender- Empfänger- Beziehung (der Mensch ist der Empfänger, der lediglich unter den Sendern auswählen kann) zur Dialog-Beziehung, zur Interaktion, zu neuen Möglichkeiten auch zwischenmenschlicher Kommunikation.
Den drei Gundtypen von Arbeitsmitteln der agrarischen, industriellen und nachindustriellen Gesellschaften - das von Hand geführte Werkzeug, die Maschinerie, die automatisierte „intellektuelle“ Technik - entsprechen auch unterschiedliche Typen der Wirtschaftsentwicklung.
In den agrarischen Gesellschaften war das Arbeitsergebnis bei aller Vervollkommnung der Arbeitsmittel, ungeachtet auch der Nutzung tierischer Kräfte, der  Kraft des Windes und des Wassers als Energiequellen,  weitgehend direkt an das körperliche und geistige leibliche Arbeitsvermögen des Menschen gebunden. Die agrarischen Gesellschaften waren deshalb keine Wachstumsgesellschaften im heutigen Sinne. Immerhin ermöglichten sie die Erzeugung eines Mehrprodukts. Es entstanden die Klassenteilungen, Wissenschaften und Künste; nicht zufällig leitet sich das Wort Kultur von agricultura, Ackerbau, ab. Eigentum an Grund und Boden, sowie die Zahl der Menschen, über die jemand verfügte, bestimmten seine wirtschaftliche Macht.
Die in der industriellen Revolution entstandene Maschinerie war  vornehmlich eine Technik der Energieumformung zum Zwecke der Stoffver- und bearbeitung; und eben deshalb bedurfte sie neuer, industrieller Energiequellen. Ihre fundamentale Bedeutung bestand darin, daß sie die Produktions- und Arbeitsprozesse von den leiblichen Begrenzungen emanzipierte, die dem physischen Leistungsvermögen des Menschen gesetzt sind. Überall dort, wo industrielle Produktion Einzug hielt, hatten die verfügbaren Energien - im Prinzip! - nichts mehr mit der physischen Leistungsfähigkeit des Menschen zu tun. Ist aber erst durch Technik die äußere wie die innere Natur des Menschen „überlistet“- Hegel nannte die Technik deshalb eine Überlistungsapparatur - wird eine Dynamik ausgelöst, die in der Aufeinanderfolge von Technikgenerationen  zu immer weiter steigender Produktivität führt: Industriegesellschaften sind deshalb Wachstumsgesellschaften, beruhend auf steigender Produktivität menschlicher Arbeit, weil leistungsfähigerer Technik. 
Das Revolutionäre der Informationstechnik - im weiten Sinne - besteht darin, daß alle  Komponenten geistiger Tätigkeiten durch Einsatz technischer  Mittel von entsprechenden biologischen Begrenzungen menschlichen Leistungsvermögens gelöst werden können, so von dem begrenzten Leistungsvermögen menschlicher Sinnesorgane, der Geschwindigkeit menschlichen Reaktionsvermögens, der Geschwindigkeit und Präzision des Vollzugs logischer  Funktionen,  der begrenzten menschlichen Fähigkeit gleichzeitiger Wahrnehmung und paralleler Informationsverarbeitung.
Nicht die Größe des Kapitals, sondern Wissen, Wissenschaft und Bildung, werden die direkt entscheidenden Faktoren wirtschaftlicher Entwicklung in den nachindustriellen Gesellschaften. Sein. Der japanische Zukunftsforscher Sakaya nennt sie „Chika-Gesellschaft, chi bedeutet wissen, ka bedeutet Wert. Die neue Gesellschaft werde „..sich um das zentrale Thema von chika formieren ..., um Dinge, und vor allem Werte, die durch das kumulative Wachstum an menschlichem Wissen, an Kenntnissen, Erfahrungen und Sensitivität geschaffen werden können" [2]
Mit den Wirtschaftstypen wandelt sich auch die soziale Organisation.
Überall, wo ein Pflug oder ein ihm ähnliches Gerät den Boden für die Saat bereitete, mußten die Menschen, wenigstens vorübergehend, seßhaft werden. Kennzeichnend für die agrarischen Gesellschaften, auch für die handwerkliche Produktion, blieb die Aneindergebundenheit von Lebens- und Arbeitsort; die Familie war die produzierende Einheit.
Die Trennung von Arbeits- und Lebensort, damit von Arbeits- und Freizeit, von selbstbestimmtem und fremdbestimmtem Dasein, war das zwangsläufige Ergebnis der industriellen Revolution. Es entstand eben nicht nur eine neue Art von Arbeitsmitteln, sondern eine neue Art von sozialem Organismus - die Fabrik; und mit ihr neue soziale Strukturen in der Gesellschaft.
Die „Fabrik der Zukunft“, die „Fraktale Fabrik“ ist ein Organismus, der in seinem Innern  wie im Verhältnis zu seiner Umgebung sich im beständigen Wandel, im Flusse befindet. Organisation tritt neben Technologie als gleichwichtiger, wenn nicht wichtigerer Faktor wirtschaftlichen Erfolgs. Der schwedischen Akademie war diese Entdeckung einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften wert. Vielleicht wird „Ortlosigkeit“ in der Tat das wichtigste Merkmal auch der neuen Art von Wirtschaftsorganisation im 21. Jahrhundert.
Produzieren ist Naturveränderung. Das gilt per defnitionem: Produzieren ist zielgerichteter Prozeß des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur, in welchem der Mensch durch seine Arbeit Naturstoff zu materiellen Gütern formt, die der Befriedigung seiner Bedürfnisse dienen.
Rückschauend wird die agrarische Revolution heute gegensätzlich beurteilt: Als das Ende eines parasitären, schmarotzenden Naturverhaltens des Menschen, der einfach auflas oder einfing, was die Natur an Nahrhaftem bereithielt; oder als Beginn menschlicher Naturzerstörung, weil der Mensch seitdem die Natur bewußt verändert, in ihre Haushalte, Kreisläufe, Gleichgewichte verändernd eingreift.
Der aktive Stoffwechselprozeß mit der Natur  gehört zu den materiellen Voraussetzungen menschlicher Existenz und Evolution, die eben vornehmlich soziale Evolution ist, ein Prozeß der Akkumulation menschlicher Erfahrung, menschlichen Wissens in Wechselwirkung mit der Produktion einer vom Menschen geschaffenen künstlichen Umwelt, einer „zweiten Natur“. Außerhalb dieses Zusammenhangs gesehen wäre der Mensch ein  nacktes, waffenloses Tier mit schwach entwickelten Sinnesorganen und verkümmerten Instinkten, als Art nicht lebensfähig. 
Im Industriezeitalter erlangte der  Veränderung der Natur durch den Menschen Dimensionen, die nur noch mit den Veränderungen ganzer  Erdzeitalter zu vergleichen ist und die fundamentale natürliche Voraussetzungen menschlicher Existenz gefährdet.. „Die Grenzen des Wachstums“, der erste Bericht an den Club of Rome, 1972,  signalisierte zum ersten Mal, daß sich das Grundverhältnis von Mensch und Natur fundamental gewandelt hat: Der Stoffwechselprozeß zwischen Mensch und Natur wurde aus einem bislang offenen zu einem geschlossenen System: die Natur setzt möglichem Wirtschaftswachstum erstmals globale Begrenzungen; Luft und Wasser sind  nicht mehr Gratisgaben der Natur; die Reproduktion der natürlichen Umwelt, die Beibehaltung des Artenreichtums zum Beispiel ist mit steigendem Aufwand verbunden.
Allerdings hat sich in der Folgezeit erwiesen, daß nicht vornehmlich die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen diese Begrenzungen setzt, sondern die nachlassende Aufnahmefähigkeit der Natur für die Exkremente menschlichen Wirkens: Nicht die Stoffquellen, sondern die Stoffsenken sind das Problem. Die heutige Situation wird durch die Autoren der ersten Studie über die Grenzen des Wachstums wie folgt beschrieben: "Die Menschheit hat ihre Grenzen überzogen; unsere gegenwärtige Art zu handeln, läßt sich nicht mehr lange durchhalten... Die Nutzung vieler natürlicher Ressourcen und die Freisetzung schlecht abbaubarer Schadstoffe haben bereits die Grenzen des physikalisch auf längere Zeit Möglichen überschritten. Wenn der Einsatz dieser Materialien und die Energieflüsse nicht entscheidend gesenkt werden, kommt es in den nächsten Jahrzehnten zu einem nicht mehr kontrollierbaren Rückgang der Nahrungsmittelerzeugung, der Energieverfügbarkeit und der Industrieproduktion."[3]
Der unter der Voraussetzung nachhaltiger Entwicklung in Mitteleuropa  zur Verfügung stehende Umweltraum ist für die Mitte des 21. Jahrhunderts nach Schätzungen des Wuppertal-Instituts für Klima,  Umwelt und Energie durch Begrenzungen bestimmt, zu denen u.a. die Reduzierung des Verbrauchs nichterneuerbarer Rohstoffe, sowie des CO2-Ausstoßes um 85 bis 90 Prozent gehören.[4]
Die Dialektik der gegenwärtigen Umbrüche in der Produktionsweise äußert sich im Zusammenfallen einerseits der Fesselung wirtschaftlicher Entwicklung an Naturgegebenheiten; andererseits der Entfesselung der spezifischen Gattungsfähigkeit des Menschen - geistige Tätigkeit, die Fähigkeit, sich rational zur Umwelt zu verhalten - von bestimmten biologischen Gattungskonstanten. Beide Faktoren werden auf die Veränderung der Produktionsweise im 21. Jahrhundert den entscheidenden Einfluß haben. Der Schlüssel für nachhaltige Entwicklung liegt in der Verschiebung der Ressourcenkombination: Während  von den drei Ausgangsressourcen Stoff, Energie, Information im Industriezeitalter die beiden ersteren ausschlaggebend waren, wird in Zukunft die nicht-gegenständliche  Ressource Information, die durch Gebrauch nicht vernutzt werden, die bei einmaligem Aufwand beliebig oft genutzt werden kann, ausschlaggebend auch für die wirtschaftliche Entwicklung. Es werden Tendenzen einer "Entstofflichung" im Hervorbringen von Gütern und Leistungen möglich bzw. kräftiger gefördert. "Die Wirtschaft entmaterialisiert sich, Produktionstätigkeiten werden ausgelagert, die Dienstleistungen dominieren, der Besitz und der Umlauf von Informationen werden entscheidend"  heißt es  im Weißbuch der Europäischen Kommission.[5] Die "Informatisierung"  erschließt  in allen Bereichen gesellschaftlicher Tätigkeit eine neue Dimension von Rationalisierung, die letztlich auch Einsparungen an Stoff und Energie in neuen Dimensionen ermöglicht.

 

Vom Fordismus zum Toyotismus - Zeitenwende? 

Kein anderes Jahrhundert der Neuzeit war wie das ausgehende zwanzigste durch solche Erschütterungen, durch so gegensätzliche Entwicklungen geprägt. Der englische Historiker Eric Hobsbawm spricht von drei Zeitaltern - 1. dem „Katastrophenzeitalter“ von 1914 bis 1945 mit seinen beiden Weltkriegen,  der Weltwirtschaftskrise, dem Faschismus und dem Holocaust. 2. dem  „Goldenen Zeitalter“ der Nachkriegsjahrzehnte mit bislang nie gekanntem anhaltendem wirtschaftlichem Aufstieg, wachsendem Wohlstand  und  Vollbeschäftigung, 3. dem neuen, immer noch anhaltenden  „Krisenzeitalter“ seit 1973 mit niedrigen, schwankenden Wachstumsraten und steigender Massenarbeitslosigkeit, wachsender sozialer Unsicherheit bis hinein in das Unternehmertum. 
Das „Goldene Zeitalter“ wird vor allem mit der sog. Fordistischen Produktionsweise und das nachfolgende Krisenzeitalter mit dem Toyotismus in Verbindung gebracht.
„Fordismus“ ist zur Metapher für die kapitalistischen Marktwirtschaften  der Nachkriegsjahrzehnte geworden. Kennzeichnend für ihn ist das Massensyndrom: Massenproduktion, Massenverbrauch,  Massentourismus, Massenkultur, Massenmedien prägten zunehmend Produktions-, Konsumtions- und Lebensweise. Kräftig steigende Produktivität, steigender materieller Lebensstandard für die Bevölkerungsmehrheit  bildeten die materielle Grundlage des Sozialstaatskompromisses. Alle diese Momente bedingen einander: Ohne hohe Akkumulationsraten, steigende  Investitionen hätten fordistische Technologien nicht installiert werden können,  ihre Verwertung wäre aber auch nicht ohne hohes Wachstum, und dieses wiederum nicht ohne kräftige Steigerung des Massenverbrauchs, steigende Einkommen breiter Schichten möglich gewesen.
Die ökonomischen Effekte der fordistischen Produktionsweise resultierten neben technologischem Wandel vor allem  aus der Spezialisierung (der Produktion, der Arbeiter, der Maschinerie) und auf  Mengen- bzw. Größeneffekten. Große Stückzahlen, hohe Losgrößen in der Teilefertigung, die Tendenz zu Großtechnik und Großbetrieben lagen in dieser Effektivitätslogik.
Als im Jahre 1908 in den amerikanischen Ford-Werken mit dem Modell T das erste für die Fertigung konstruierte und für den Massenabsatz bestimmte Auto, mit einfacher Bedienung und Wartung, in Produktion ging, wurde eine neue Industrieepoche geboren. Vordem wurden Autos auf Einzelbestellung und als Maßanfertigung, durch sorgfältig ausgebildete Handwerker, die sich weniger  Universalmaschinen bedienten, hergestellt. Kein Auto, kein Bauteil war dem anderen gleich; das Passendmachen der Teile war ein Hauptteil der Arbeit ("schleichende Maßwanderung") Die Auftragnehmer hatten kein einheitliches Meßsystem, es gab keine Werkzeugmaschinen, die Stahl hätten bearbeiten können, so daß die Folgen der Härtung durch hinterherige mechanische Bearbeitung zu beheben waren. Es dominierte eine stark dezentrale Herstellung; ein großer Teil der Bauteile, auch Design und Konstruktion, wurden in individuellen Werkstätten hergestellt. Die Kunden hatten in der Regel eigene Chauffeure und Mechaniker, so daß leichte Handhabung und einfache Wartung nicht besonders wichtig waren. Die Kosten hätten auf Stückzahlen nicht reagiert.
Voraussetzungen für den Übergang zur neuen Produktionsweise, zu Massen- und Fließbandfertigung - die Idee hierfür kam aus den Chicagoer Schlachthöfen - waren Maschinen für die Stahlbearbeitung, die hierdurch mögliche paßfähige Herstellung und vollständige Austauchbarkeit der Bauteile, ihre Normierung. Als 1913 zum sich bewegenden Montageband übergegangen wurde, der Arbeiter nicht mehr von Montagestand zu Montagestand gehen mußte, war diese Produktionsweise  aus der Taufe gehoben. Gegenüber dem Vorjahr sank die Montagezeit der Chassis von 12 auf 1,5 Stunden
Auch die Arbeiter wurden austauschbar, sie waren nun keine Handwerker oder Facharbeiter mehr, sie  mußten einander nicht einmal verstehen, verrichteten einfachste, einseitige Tätigkeiten. Für 80% der Arbeiter war jetzt nur noch eine Anlernzeit von einer Woche erforderlich.  Sie wurden durch den Bandtakt erbarmungslos diszipliniert. Die "Wissenschaftliche Betriebsführung" von Frederick Winslaw Taylor (1856 - 1915) zielte vor allem auf die Analyse der Arbeitstätigkeiten, ihrer physischen Abläufe, auf Bewegungs- und Zeitstudien, die zur Grundlage für deren Aufteilung in kleinste Einheiten und deren Normierung wurden. Dequalifizierung und die "Trennung von Denken und Tun" waren das Ergebnis wie erklärte Absicht. Daneben entstand ein Heer der "indirekten spezialisierten" Arbeitskräften, die immer wichtiger wurden: Vorarbeiter Ingenieure, Konstrukteure, Qualitätsprüfer, Instandhaltung.
Es existierte nun eine stark zentralisierte Herstellung und folglich auch eine  tiefgegliederte vertikale Organisation, vor allem wegen möglicher geringerer Toleranzen und kürzerer, sicherer Bereitstellung der Teile.
Das fordistisch-tayloristische  Paradigma wurde keineswegs in der gesamten Industrie bestimmend, vor allem nicht im Kernbereich der Industrie, im Maschinenbau. Hier entfielen etwa zwei Drittel der zu produzierenden Teile auf Mittel- und Kleinserienfertigung, die in der verfahrensspezialisierten sog. Werkstattfertigung (Vorfertigung, Dreherei, Fräserei, Härterei, Lackiererei, Montage u.a) von Facharbeitern hergestellt wurden. Sie versperrten sich auch der Anfangsstufe industrieller Automatisierung, den Einzweckautomaten, großen automatisierten Taktstraßen, die Massenfertigung voraussetzten.
Widersprüche zum fordistisch-tayloristischen Prinzip wuchsen seit den sechziger Jahren aus verschiedensten Richtungen heran und verschärften sich schnell: Sich beschleunigende Innovationen und die härter werdende Weltmarktkonkurrenz machten die Reaktionsfähigkeit der Produzenten auf neue Markterfordernisse  immer wichtiger und stießen sich zunehmend an den Elastizitätsschranken des fordistisch-tayloristischen Paradigmas. In zunehmendem Maße wurden nicht einfach neuartige Einzelmaschinen (in großen Stückzahlen) verlangt, sondern den individuellen Anwenderbedingungen angepaßte komplexere technologische Lösungen, (einzeln oder in wenigen Stückzahlen), nicht Einzelmaschinen mit automatischer Steuerung zum Beispiel, sondern ein flexibles Maschinensystem für die Bearbeitung eines bestimmten Teilesortiments in bestimmten Losgrößenbereichen. Vor allem in der metallverarbeitenden Industrie stießen sich die Kostenvorteile starrer Automatisierung und die Elastizitätsvorteile der Werkstattfertigung mit herkömmlichen Universal-Werkzeugmaschinen immer härter und drängten zu einer Auflösung dieses Widerspruchs.
 Zugleich stiegen mit gewachsenem Wohlstand und kürzerer Arbeitszeit stiegen die Ansprüche der Beschäftigten  an die Beschaffenheit der Arbeit und an Mitgestaltungsmöglichkeiten. Das ausschlaggebende war aber wohl: Die Aufgliederung von Arbeitstätigkeiten stieß auf Grenzen, so daß unter Beibehaltung dieses Paradigmas weitere Zeit- und Kostenersparnis immer schwieriger und schließlich unmöglich wurden. Der 1973 für die  Metallindustrie Baden-Württembergs abgeschlossene Tarifvertrag sah zum ersten Mal ein Verbot von Taktzeiten unter 1,5 Minuten bei neu installierten Anlagen vor.
 Profitable Kapitalverwertung verlangte und verlangt immer zwingender die Abkehr vom fordistisch-tayloristischen Paradigma.
Zunächst wurde, wie dies immer geschieht, nach Auswegen gesucht, ohne die alten Hüllen abzustreifen: Qualitativ neue, höherwertige Enderzeugnisse in größerer Vielfalt und mit kürzeren Lieferfristen sollten möglich werden durch radikale Standardisierung und Typisierung von Bauteilen und Baugruppen, durch konsequentere Anwendung des Baukastensystems, durch zentrale Fertigungen solcher Bauteile und Baugruppen (zum Teil in spezialiserten Betrieben); so daß "unterhalb" des Finalerzeugnisses (Grundtypen mit vielen Modifikationen) die Serienmäßigkeit der Produktion zunahm. Kern und Schumann bezeichneten diese zum Beispiel  im Werkzeugmaschinenbau der sechziger Jahre typischen Rationalisierungen als einen "Tippelschritt; bestehende Strukturen wurden besser genutzt und fortentwickelt, organisatorisches und technisches know-how höher gereizt, ohne die Trümpfe zu wechseln. ... Das alte Rationalisierungsdilemma des  Werkzeugmaschinenbaus war mit den genannten Mitteln nicht zu beheben - noch ließ sich der gordische Knoten nicht zerschlagen."[6]
Zerschlagen wurde der gordische Knoten durch die Informationstechnik, durch Mikroelektronik, flexible Maschinensteuerungen und elektronische Datenverarbeitung. Das Dilemma zwischen Elastizität und Kostenvorteilen wurde aufgelöst. Flexibilisierung und Integration - die Zusammenführung auch von Arbeitsfunktionen -  werden zum dominierenden Prinzip.
Wichtigster Ausgangspunkt dieser Veränderungen wurde - wie bei der Geburt des fordistisch-tayloristischen Prinzips - die Autoindustrie, ihr kräftigster Impuls die Konkurrenz zwischen japanischer, US-amerikansicher und westeuropäischer Autondustrie. Mitarbeiter des bekannten MIT- Instituts in den USA haben hierzu "wohl die umfassendste Untersuchung, die je in der Industrie durchgeführt wurde " vorgestellt[7]  Sie gaben dieser Entwicklung ein neues Stichwort: "Schlanke Produkten",  weil diese Produktion "von allem weniger einsetzt als die Massenfertigung - die Hälfte des Personals in der Fabrik, die Hälfte der Produktionsfläche, die Hälfte der Investition in Werkzeuge, die Hälfte der Zeit für die Entwicklung eines neuen Produkts. Sie erfordert auch weit weniger als die Hälfte des notwendigen Lagerbestands, führt zu viel weniger Fehlern und produziert eine viel größere und noch wachsende Vielfalt von Produkten."[8]
Unter den bemerkenswerten Vorzügen, Vorteilen der japanischen Autoindustrie - untersucht vor allem am Beispiel der Firma Toyota - deswegen wird auch von "toyotischer Produktionsweise" gesprochen - nennen die Autoren folgende:
-  Es wurden Gruppen gebildet, denen die Verantwortung zunächst für einen Fließband-Abschnitt zugeteilt wurde, sie wurden aufgefordert, nach den Ursachen der Fehler zu suchen. Qualitätszirkel trugen wesentlich dazu bei, daß  fast fehlerfrei gearbeitet wurde;
- die "indirekten Arbeiter" fehlen weitgehend; einzelne Arbeiten (Reparaturen, Reinigung) wurden wieder den direkten Bandarbeitern zugeteilt; die Arbeiter arbeiten intensiver, seien aber weniger mißmutig;
- Teilevorrat gibt es für weniger als eine Stunde und nicht für Tage; die Teile lassen sich leichter befestigen; es gibt fast keine Puffer zwischen Schweißerei und Lackiererei, zwischen dieser und der Endmontage; fast keine Teilelager;  nur Tage werden für den Übergang zu einem neuen Autotyp benötigt und nicht Monate..
- schnelleres Wechseln der Werkzeuge; bei den Pressen zum Beispiel  nicht alle 2-3 Monate, sondern oft alle 2-3 Stunden, und zwar  in drei Minuten, während früher ein ganzer Tag nötig war. Außerdem werden hierfür keine Spezialisten eingesetzt, sondern die Arbeiter an der Presse, die aber hoch motiviert seien. Ein überraschendes  Ergebnis: Die Stückkosten waren bei niedrigeren Losgrößen kleiner (Preßfehler wurden sofort erkannt, die Lagerkosten waren niedriger)
- Es wurde ein völlig neues Zuliefersystem geschaffen: Die  Zulieferer sind für bestimmte Komponenten voll verantwortlich, z.B. für Bremsen, von der Konstruktion bis zur Lieferung, wobei bestimmte Vorgaben vom Hauptbetrieb gemacht werden.
- Gleichzeitig wurde ein neues Vertriebssystem geschaffen, das auf lebenslanger Verbindung zwischen Produzent, Händler und Kunden zielt. Produktion erfolgt auf Bestellung. So daß der Händler gewissermaßen das erste Glied des Herstellungs- und Vertriebssystems wird.
Die Autoren betonen ausdrücklich, daß die Bedeutung dieser Entwicklungen weit über die Automobilindustrie hinausgehe. "Im Verlauf der Untersuchung sind wir zu der Überzeugung gelangt, daß sich die Grundsätze der schlanken Produktion in gleicher Weise in jeder Industriebranche der Erde anwenden lassen und daß die  Übernahme der schlanken Produktion eine tiefgreifende Wirkung auf die menschliche Gesellschaft haben wird - sie wird wahrhaft die Welt verändern."[9] 
Diese Unterscheidungen zwischen fordistischer und toyotischer Produktionsweise mögen als idealtypische Überzeichnungen erscheinen. Nimmt man die Vorstellungen der großen Unternehmen über ihre Strategien für das neue Jahrhundert, so verlieren sich die Zweifel, daß der Paradigemenwechsel nicht nur unumkehrbar, ist, daß wir uns vielmehr an seinem Anfange befinden: Nicht das Massensyndrom, sondern Diversifikation, Flexibilisierung und Individualisierung; nicht Zergliederung von Arbeitsfunktionen, sondern ihre Zusammenführung; nicht autoritärer Führungsstil über eine Vielzahl von Hierarchieeenen, sondern mehr auf Kooperation, Information und Selbstorganisation gegründete Unternehmenskultur bei verringerter Zahl von Hierarchieebenen werden im 21. Jh. wirtschaftlich entscheidend sein.
Dies bedeutet nicht unbedingt die Abkehr von der Massenhaftigkeit der Produktiion,  wohl aber fortschreitende  Abkehr von der standardisierten Massenproduktion. Individuelle Fertigung, hierin eingeschlossen handwerklich-küntlerische Produktionen erhalten zunehmende Bedeutung.
Hiermit ist oft ein anderes Mißverständnis verbunden, die Annahme nämlich, daß mit dem Fordismus auch zwangsläufig die Möglichkeit oder gar die Notwendigkeit steigender Einkünfte breiter Bevölkerungsschichten entfallen, das Sozialstaatsprinzip zu Ende gehe. Eine globalisierte Standortkonkurrenz, ausgetragen im Wettbewerb um die Senkung der Sozialstandards, ist gerade für die Länder der ersten Welt nicht nur ein Nullsummenspiel, sondern wirtschaftlicher Verlust schließlich für alle; zuerst und vor allem würden die wirtschaftlichen Grundlagen der kleinen und mittleren Unternehmen hierdurch geschwächt.
Fordismus und Toyotismus sind nicht zwei Perioden ein und desselben Zeitalters; der Fordismus ist die letzte Phase, die Steigerung des klassischen Industrialismus; der Toyotismus ist die erste Phase eines Zeitalters, das nicht mehr den Hauptlinien dieses klassischen Industrialismus folgt. Am sichtbarsten wird dies in den Veränderungen innerhalb der Unternehmen. Hierüber in der nächsten Folge: Die Fraktale Fabrik

Die Fraktale Fabrik

Qualmende Fabrikschlote stehen seit Jahrzehnten nicht mehr für das Bild der Industrie. In naher  Zukunft  werden die durch Werktore strömenden Arbeitermassen nur noch Erinnerung  sein, meint der amerikanische Sozialwissenschaftler Jeremy Riffkin.  Seine französiche Kollegin Viviane Forrester sagt das Ende der  Zeiten voraus, da Wirtschaft  durch  solide angesiedelte Fabriken, leicht auffindbare Orte gezeichnet war; Wirtschaft verliere ihre Gegenständlichkeit, löse sich auf in eine Welt des Multinationalen, des Virtuellen, unpersönliche und komplexe Mächte würden künftig das wirtschaftliche Regiment führen. Tendenzen dieser Art sind  unverkennbar. Aber die Fabrik wird nicht verschwinden. Nur wird sie in ihrem Inneren wie in ihren äußeren Konturen kaum noch an die klassische Industriefabrik erinnern.

Unter den Namen, die für die  „Fabrik der Zukunft“ vorgeschlagen wurden – „toyotosche Produktionsweise“,  „lean producion“ darunter – scheint mir „Fraktale Fabrik“ die Vorgänge am genauesten zu treffen.  Der  Begriff „Fraktal“ – er kommt aus der Mathematik, der Chaostheorie   und  bezeichnet  Gebilde in der Natur, die mit wenigen, sich wiederholenden Bausteinen zu sehr vielfältigen komplexen  Lösungen kommen; ihre  wesentlichen  Merkmale sind Selbstorganisation, Selbstoptimierung, Selbstähnlichkeit  und Dynamik.  Für die Wirtschaft bedeute der " Grundgedanke der Fraktale ... die Schaffung von (innerhalb ihres Kompetenzbereiches) sich selbst regelnden organisatorischen Arbeitsgruppen. Zur Abstimmung der Ein- und Ausgangsgrößen der Fraktale dient ein übergeordnetes rechnergestütztes Informations- und Kommunikationssystem."  heißt es im Geleitwort von Prof. Dr. Otto H. Schiele, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Industrieller Forschungsvereinigungen e.V. zum Buch von H.-J. Warnecke, der den Begriff „Fraktale Fabrik“ kreierte.[10]
Die Herausbildung der Fraktalen Fabrik vollzieht sich durch Auflösung verfestigter Strukturen innerhalb der Fabrik und in ihren Beziehungen zur Umwelt, in deren Ergbenis aber nicht neue Strukturen mit ebensolcher Dauerhaftigkeit, Stringenz entstehen: Dauerhaft sind vielmehr die neuen Zustände von Flexibilität, Komplexität und Dynamik.

Durchgängige Technisierung.

Der Übergang zur Fraktalen Fabrik bedeutet zunächst die Angleichung des Technisierungsniveaus der Arbeit in allen Bereichen, auf etwa gleichem qualitativem  Niveau.
Vom angebrochenen  Computerzeitalter rückschauend in einen Industriebetrieb der fünfziger und sechziger Jahre, einem Maschinenbaubetrieb zum Beispiel, fällt  auf: "Industrie", industrieelle Produktion gab es genaugenommen nur in wenigen Bereichen, in den Fertigungsabteilungen. Die waren umgeben von einem Meer vorindustrieller, handwerklicher und bestenfalls manufakturartiger,  kaum technisierter Arbeit. In den abschließenden Montageprozessen wurden mit handgeführten (wenn zum Teil auch energiegetriebenen) Werkzeugen - mit Schraubendrehern, Schweiß- und Lötgeräten - die Baugruppen und Maschinen zusammengefügt. Die nebengelagerten Hilfsproezesse (Transport-, Umschlag- und Lagerprozesse, Instandhaltung, Qualitätskontrolle u.a.) waren eine  Domäne vorwiegend  körperlicher, im Falle der Instandhaltung ausgesprochen handwerklicher Tätigkeit. In den vorgelagerten Prozessen der Produktionsvorbereitung (Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Projektierung, technologische Vorbereitung) war von Maschinerie nichts zu sehen. Die Konstrukteure arbeiteten wie vor 50 Jahren mit  Papier, Zirkel, Lineal und Rechenstab. Nicht anders verhielt es sich in den Bereichen der Leitung und Verwaltung; hier war außer der Schreibmaschine und dem Telefon seit Beginn des Jahrhunderts keine technische Neuerung hinzugekommen. Bis in die sechziger Jahre war technisch-industrieller Fortschritt die Abfolge immer effektiverer Maschinerie der Energie- und Stoffumformung, die einen immer größeren Aufwand verursachende Peripherie veränderte sich kaum.
Die Basis dieser Entwicklung ist  die Informationstechnik in all ihren Facetten: Von ihr kommen die flexiblen Maschinen- und Robotersteuerungen, das universellste Arbeitsmittel, das es je gegeben hat – der  Computer - , die Zeichenautomaten, die vernetzten Informationskanäle, die Datenbanken usf. Informationstechnik, Informationsflüsse, Informationssysteme bilden die Ausgangspunkte, die Grundlagen für die Umgestaltung der Betriebsweise in ihrer Gesamtheit.  Vor allem  "...müssen wir begreifen: das Unternehmen ist ein informationsverarbeitendes System, der Informationsaufwand ist entscheidend für die Gestaltung der Produktion"  [11] Das gilt sowohl für den produkt- und prozeßorientierten Informationsfluß  wie den ablauforientierten, organisatorischen. "Produzieren ist Umwandeln von Informationen in gestaltete Materie und über gesteuerte Energie"  [12]
Die  Fraktale Fabrik bedeutet die erstmalige Hebung aller Nicht-Fertigungsbereiche auf ein wirklich industrielles Niveau. Sie bedeutet aber auch sehr tiefgreifende Veränderungen in den Fertigungsbereichen: In der klassischen industriellen Fertigung waren alle historisch wie logisch möglichen Grundtypen von Arbeitsmitteln anzutreffen: Das handgeführte Werkzeug, die Maschine und die Einzweck-Automaten, starre, nur schwer oder gar nicht auf andere Fertigungsaufgaben umrüstbare „Transferstraßen“ . Im Maschinenbau aber waren die Mittel-, Kleinserien- und Einzelfertigung dominierend; die Teile konnten folglich nur mit vom einzelnen Arbeiter gesteuerten Universal-Werkzeugmschinen bearbeitet werden. Jetzt aber wird durchgängige Automatisierung möglich, weil mit fortschreitender Anwendung von Mikroelektronik  flexiblen Maschinenesteuerungen, Industrierobotern, computergestützter Produktionvorbereitung auch in allen  Stückzahlbereichen Automatisierung  wirtschaftlich möglich wird (bis zu einem gewissen Grade gilt: je komplizierter das Bauteil, das bei einer Aufspannung in einem flexiblen Maschinenesytem komplett bearbeitet wird, um so wirtschaftlicher ist die Fertigung).

Das neue Effektivitätspotential

Die Fraktale  Fabrik erhält ihr neues Effektivitätspotential
·        erstens von der Loslösung der Maschineriesteuerung von der sensualen wie intellektuellen Kapazität des Arbeiters, der die Maschine „bedient“; es wird der Zugang zu ganzen Scharen neuer Technologien möglich, die Geschwindigkeiten und Präzision  der Informationsverarbeitung erfordern, die das menschliche Leistungssvermögen zunehmend übersteigen. Technologische Regelungen im Echtzeitbetrieb werden möglich, indem die Informationen über die Resultate eines Vorgangs als Eingangsgrößen für die Steuerung dieses Vorgangs verwendet werden: die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung ist so groß, daß Abweichungen von vorgegebenen Führungsgrößen sich in akzeptablem Toleranzbereich  bewegen;
·        zweitens aus erweiterten Möglichkeiten der Annäherung an die jeweils  optimalen technologischen und organisatorischen Lösungen; was überhaupt berechenbar ist, wird nun auch praktisch bis in weite Verästelungen berechenbar; für das Finden optimaler Lösungswege werden erweiterte Felder erschlossen.
·        drittens von der Flexibilisierung aller Vorgänge, einer völlig neuen Dimension der Anpassungsfähigkeit aller  Vorgänge in allen betrieblichen Bereichen und ihrer schnellen Koordination;
Das sind eben nicht einzelne Fakoren der Effektivitätssteigerung; in ihrer Verbindung ergeben sie ein neuartiges Effektivitätspotential, welches erst erlaubt, von einem neuen Typ von Fabrik zu sprechen. Es sind die neuartigen Verbindungen zwischen der Beschleunigung aller Prozeßabläufe, ihrer Flexibilisierung und ihrer Synchronisation.

Vom Supertanker zur Schnellbootflottillie.

Koordination im vielgestaltigen pulsierenden Betriebsgeschehen war die wichtigste Ursache für die Zentralisierung betrieblicher Funktionen, die wichtigste Legitimation auch eines streng hierarchisch aufgebauten vielgliedrigen Managements. Verständlichereise wurde mit dem Aufkommen der Informationstechnik zunächst an eine Perfektionierung dieses Systems gedacht: Ein Zentralrechner, ein System von „Satellitenrechnern“ bis hin zu Arbeitsplatzrechnern sollten diese Managementsstrukturen abbilden und effektiviieren. Das war der Kerngedanke des in den sechziger und siebziger Jahtren verbreiteten CIM-Konzepts, der Integration aller rechnergestützten Funktionen in einem Unternehmen.

In der DDR erzeugte dieses Konzept neben der Begeisterung, die ihm vielerorts auch hier entgegenkam, manche schlimme Ahnung: Der „gläserne Betrieb“ rückte in Reichweite, und damit das Niederreißen der Barrieren, hinter denen sich betriebliches Geschehen, das „Betriebswissen“, gegen das Mißtrauen und die  Machtgelüste der Zentrale verschanzen konnte. Es blieb nicht bei Ahnungen: In der End-Zeit der DDR mußten bestimmte Großbetriebe, Kombinate auf Disketten gespeicherte Informationen über das Betriebsgeschehen „per reitendem Boten“ – mit Auto oder Bahn – in das „Büro Mittag“ befördern.

Es dauerte, bis die Einsicht dämmerte und sich durchsetzte: Die Haupttendenz der Veränderung der Betriebsorganisation, der Managementstruktur heißt Dezentralisierung. Die „Einführung von ‚Unternehmensfraktalen’ bedeutet eine radikale Abkehr von zentral gesteuerten Unternehmen. Es ist wohl nicht überzogen festzustellen, daß Dezentralisierung im Begriff steht, zu einem grundlegenden Leitbild organisatorischer Gestaltung zu werden“[13] Einerseits erweitert moderne Informationstechnik die Fähigkeit der Informationsverarbeitung auf der „horizontalen“ Ebene, d.h. zwischen den verschiedenen Bereichen wirtschaftlicher Tätigkeit; damit wird die Koordination auf der „vertikalen“ Ebene, über verschiedene Hierarchiestufen überflüssig. „Wir brauchen dringe7nd die direkte Kommunikation auf der horizontalen Leistungsebene anstatt der Weisung und Information über vertikale Hierarchieebenen. Fraktale kommunizieren direkt mit entsprechenden Fraktalen der Zulieferanten bzw. der Abnehmer. Fraktale können weltweit verteilt sein. Durch Selbstorganisation wählen sie jeweils die Methoden, zum Beispiel für Planung und Steuerung, aus und wenden die Automaten und Rechner an, die zum Erfüllen ihrer Aufgabe zweckmäßig sind. Wir bleiben damit bei einer sehr hohen Vielfalt von Lösungen.“[14]

Zum anderen vergrößert  Dezentralisierung natürlich die Reaktionsfähigkeit.  „Der wachsende   Wettbewerbsdruck von heute verschont die Supertanker der Geschäftswelt nicht und zwingt sie, sich in eine Flotte von Schnellbooten mit der notwendigen Manövrierfähigkeit zu wandeln, um auf die Schwankungen und Veränderungen des Marktes und der Kundenwünsche reagieren zu können. Die Bemühungen von Siemens zu einem solchen Richtungswandel haben es mit sich gebracht, daß wir viele unserer alten monolithischen Züge abgelegt haben, die noch aus der Zeit stammten, als Größe und eine massive wissenschaftliche Infrastruktur einen viel stärkeren Wettbewerbsvorteil darstellten als heute.“[15]

 „Das atmende Unternehmen. Jeder Arbeitsplatz hat seinen Kunden“

so der Titel des von Peter Hartz, Arbeitsdirektor der Volkswagen AG verfaßten Buches, in welchem er die neuen Arbeitszeitmodelle des Konzerns vorstellt. Ihm schwebt vor: „Der Verkäufer besucht den Kunden zu Hause, um ihm mit Laptop, CD-ROM und Cyberspace das Produktprogramm vorzustellen und anschließend eine Probefahrt zu machen. Der Kundenbetreuer kann dann direkt ein Komplettangebot einschließlich Finanzdienstleistungspaket unterbreiten und sich per Datencheck die Lieferung  - wenn gewünscht – bestätigen lassen. 2-2-2 hieße die Vision: Binnen zwei Stunden hätte der Kunde das Auto aus dem Schaufenster des Händlers, binnen zwei Tagen aus dem Punktlager der Region und binnen zwei Wochen aus der individuellen Fertigung“.[16] Eben bis in die Fertigung! Unter Bedingungen fordistischer Massenfertigung wäre so etwas  natürlich undenkbar. Zum „atmenden Unternehmen“ gehören natürlich auch „Luftzug“, „Luftholen“ durch Informationen über Veränderungen von Kundenvorstellungen,  von der Frühwarnung über Trendsetzung bis  angeregter Produktveränderung. Das gesamte Betriebsgeschehen, bis hin zum Arbeitszeitregime, wird der  operativen Marktregulation unterworfen; ohne Frage entsteht hier ein neues Feld für Kooperation wie Auseinandersetzung zwischen den Unternehmen und ihren Belegschaften.

Der „ortlose Betrieb“

Ortlosigkeit, d.h. die Irrelevanz der räumlichen Struktur auch von wirtschaftlichen Unternehmen, werde eines der wichtigsten Merkmale der Gesellschaften im 21. Jahrhundert sein, wird vorausgesagt. Große Unternehmen werden aus dem Verbund vieler Fraktale bestehen, die sich in beliebigen Ecken dieser Welt befinden; es wird eben all das zusammengeführt, was für das die angebotenen Güter und Leistungen den bestmöglichen Beitrag verspricht. „Die ortlose Gesellschaft wird Organisationen mit einem globalen Ansatz begünstigen, jedoch keine riesigen Monolithen. Im Gegenteil. Die erfolgreichen Unternehmen des 21. Jahrhunderts  werden in jeder Hinsicht fragmentiert und ‚multilokal‘ sein und über winzige Firmenhauptqurtiere oder überhaupt nur noch über Ansammlungen eng verwobener Gruppen und Einzelpersonen verfügen, die über die ganze Welt verstreut sein werden.“[17]

Hier fügen sich durchaus die Vorstellungen von den virtuellen Unternehmen ein, die gewaltige Umsätze aufweisen, großen Einfluß auf die  Schicksale vieler Menschen haben, deren Umrisse aber nicht oder nur schwer identifiziert werden können, in deren innerer Organisation die Unterscheidung von  „oben“ und „unten“  ihren Sinn verloren haben wird. William Knoke bezeichnet diese Unternehmensform als „Amöbenform“, „weil sie wie ein geleeartiger Tropfen Zytoplasma, wenn man ihn unter dem Mikroskop betrachtet, amorph und veränderbar ist und sich dieser Umgebung anpaßt; ferner ist es schwierig zu unterscheiden, wo eine Amöbe aufhört und die nächste beginnt. Wenn eine Amöbe über eine gewisse Größe hianuswächst, zerfällt sie in zwei Teile, von denen jeder eigene Wege geht.“[18] IBM, General Motors, Daimler Benz seien die Ikonen des 20. Jahrhunderts “Doch die Ortlosigkeit reißt sie methodisch in Stücke... die Giganten werden von einer neuen Unternehmensart ersetzt, die anpassungsfähiger ist als alles, was es in der Evolutionsgeschichte der Geschäftswelt je gegeben hat.“[19]

 

Nachhaltiges Produzieren.

Es gibt kein Ozonloch „über Deutschland.“ Wenn ein Landwirt durch Veränderungen in der Art der Bodendüngung sowohl seine Erträge steigert wie schädliche Einträge in das Grundwasser mindert, wird er den ersteren Effekt in Mark und Pfennig vergütet bekommen; den zweiten normalerweise nicht: Wer sollte auch ermitteln können, welchen Beitrag dieser Landwirt zur Verbesserung der Wasserqulität geleistet hat. Und dennoch muß die „Internalisierung externer Effekte“ versucht werden, d.h. die Umsetzung allgemein-gesellschaftlichen Interesses, öffentlicher ökologischer Aufwendungen  in betriebliches Kalkül; und dies  möglichst nach dem Verursacherprinzip. Wenn die Naturgüter – brauchbares Wasser, saubere Luft u.a. - nicht mehr Gratisgaben der Natur sind, müssen sowohl deren Verbrauch wie die Einwirkungen auf deren Qualität sich in der betrieblichen Kalkulation niederschlagen. Es wird dies ohne Zweifel die gravierendste Veränderung im Datenkranz betrieblichen Wirtschaftens im nächsten Jahrhundert sein. Zu welchen Ausformungen einer „Ökologischen Steuerreform“ die immer noch heftigen Debatten über sie auch  führen mögen; eines ist sicher: Der Faktor Arbeit muss entlastet, der Faktor Naturverbrauch dafür stärker belastet werden; denn nachhaltiges Wirtschaften bedeutet eine Gewichtsverlagerung von einer vornehmlich auf Arbeitsersparnis zu einer vornehmlich auf Einsparung von Naturverbrauch orientierten Wirtschaftsweise. Administrative Gebote und Verbote werden zu diesen Veränderungen des Datenkranzes ebenso gehören wie neuartige qausi-marktwirtschaftliche Instrumentarien, handelbare Zertifikate über den Ausstoß von Schadstoffen zum Beispiel, oder auch staatliche Förderung bestimmter Arten von Bodenbarbeitung und –düngung, u.v.a.
Zugleich werden die Anforderungen nachhaltigen Produzierens gravierende Veränderungen der Produktionsweise bewirken.

Von der „Durchsatzwirtschaft“ zur „Kreislaufwirtschaft“

Das in der industriellen Tradition liegende stoffwirtschaftliche Modell ist das einer "Durchflusswirtschaft" oder "Durchsatzwirtschaft", an deren Ausgangspunkt die Stoffquellen und an deren Endpunkt die Stoffsenken liegen. Typisch für die wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen in diesem stoffwirtschaftlichen Modell ist, daß sie sich auf möglichst effektiven "Durchsatz" der Stoffmengen - die Be- und Verarbeitung der Stoffe - konzentrieren, die Rohstoffgewinnung einschließend, weniger oder kaum  die Behebung der Folgen dieser Stoffentnahme noch die Entsorgung der Abprodukte.
Die Kreislaufwirtschaft hingegen zielt auf den ganzen Lebenslauf eines Produkts; sie verlangt einen ganzheitlichen Ansatz. Und zwar in der Wirtschaftsweise der produzierenden Unternehmen; nicht unbedingt jedes einzelnen Unternehmens, aber doch eines stoffwirtschaftlich verflochtenen Unternehmensverbundes.   Die Kreislaufwirtschaft sucht nach dem Vorbild geschlossener Stoffkreisläufe  im Naturhaushalt die Abprodukte zu einem möglichst großen Teil wieder als Ausgangsstoff zu gewinnen, die Stoffsenken wieder zu Stoffquellen zu machen, damit sowohl die Einträge in die Natur zu reduzieren wie neue Rohstoffquellen zu erschließen. Vor allem aber zielt sie auf den Verbrauch regenerierbarer Rohstoffe. "Eine Kreislaufwirtschaft in einer idealisierten Form verzichtet auf die Entnahme von nicht regenerierbaren Rohstoffen und führt alle heute noch als flüssige, feste oder gasförmige Abfälle anfallenden, unerwünschten Kuppelprodukte einer erneuten sinnvollen Verwendung zu. In diesem Falle wäre ein ständiger Kreislauf der Stoffströme gesichert, wobei die notwendige Energie dafür weitgehend aus Sonnen- oder Windenergie gewonnen werden könnte, so dass Stoffströme und umfangreiche Materialbewegungen wie beispielsweise im Bergbau vermieden werden."[20]  Natürlich sind nur Annäherungen an solchen Idealtypus möglich.
 Dennoch ist die Unterscheidung zwischen beiden Modellen der Stoffflüsse praktisch bedeutsam. In die Kreislaufwirtschaft zum Beispiel ist  der Übergang von der Wegwerfgesellschaft zur Werterhaltungsgesellschaft von vornherein und zwingend eingeschlossen; dass die heutige Werbung diesem neuen Paradigma weitgehend widerspricht, vornehmlich  dem Paradigma exzessiven Produzierens und Konsumierens gehorcht und weniger der Verbraucherinformation, ist eine der wichtigsten Herausforderungen an die Wirtschafts-Kultur des 21.Jahrhunderts.
Der Übergang von einer  "linearen Durchsatzwirtschaft" zu einer auf mit Rückkopplungen verschiedenster Art ausgestatteten "Kreislaufwirtschaft" reißt große Felder technologischer Entwicklung auf, die in der gesamten industriellen Entwicklung bislang nicht oder nur sehr wenig bearbeitet wurden. Es ist eben an den Wiedereinsatz von Werkstoffen, an ihre naturverträgliche Entsorgung,  nicht gedacht worden, ebenso nicht an Konstruktionsprinzipien,  Demontage- und Verwertungsverfahren, die für hohe Wiederverwendungsraten von Investitions- und Konsumgütern nötig sind. Oft fehlen so elementare Dinge wie  (bislang kaum benötigte) Analyseverfahren zur Materialcharakterisierung, technische Normen und genauere Materialkenndaten. Es reichen auch nicht mehr zuverlässige Verbindungstechniken, die Verbindungen müssen auch mit vertretbarem Aufwand wieder gelöst werden können. Es ist "ein intelligentes Management der Stoffströme, basierend auf modernster Informationstechnologie" nötig; dies wiederum verlangt einen "branchenübergreifenden, ganzheitlichen Ansatz, der die Produktionsprozesse und den ganzen Lebensweg eines Produkts beinhaltet" [21] 
 Zu den wichtigen Voraussetzungen für nachhaltiges Produzieren gehört die Kontrolle der Übergänge von Abprodukten in die Umwelt. Dabei ist wohl davon auszugehen, dass eine völlig sichere  Kontrolle über die Wirkungen in die Natur entlassener Abprodukte  nicht zu erlangen ist. Jährlich würden etwa 1000 neue Stoffe angemeldet, die zudem in verschiedenen wechselseitigen Wirkungen zueinander stehen. Am sichersten wäre natürlich, "technische Systeme so dicht zu machen, daß ein unkontrollierter Stoffübergang in die Umwelt nicht möglich ist und daß die Herstellung vermarktungsfähiger Produkte und die bei der Herstellung der Produkte anfallenden festen, flüssigen, gasförmigen und energetischen Abfälle wissenschaftlich, technisch und juristisch eine Einheit in ihrer Behandlung bilden."[22]    Es seien - wie Lühr sagt - die genauen stofflichen Zusammensetzungen von Abwässern, Abluft und Abfall in der Regel unbekannt; selbst wenn sie bekannt wären, könnten sich ihre Umweltwirkungen durch andere Prozeßparameter (Drücke, Temperaturen, benutzte Gefäße u.a.) unkontrollierbar verändern; selbst wenn wir alle Einzelstoffe kennten, wären in der Regel keine Wirkungsdaten verfügbar; selbst wenn wir auch diese Daten kennten, wären die Wirkungssynergismen und -antagonismen weitgehend unbekannt. "Selbst wenn das alles bekannt wäre, gäbe es eine praktisch unbegrenzte Vielfalt verschiedener Biotope, die durch noch so umfangreiche Wirkungsanalysen in ihrem Lang- und Kurzzeitverhalten prinzipiell niemals abbildbar sein werden. Es ist nicht einmal die natürliche Veränderung der Biotope vollständig beschreibbar"[23]  Betriebe sollten  deshalb, so wird empfohlen, wie eine "Käseglocke" behandelt werden, unter der sich manches abspielen kann, aus welcher aber auch "nichts" nach draußen dringen dürfte.
 Natürlich ist das  nur ein "Augenpunkt" für nachhaltiges Wirtschaften. Aber deshalb  für anzustrebende Näherungslösungen  unentbehrlich. Zu solchen Näherungslösungen gehören beispielsweise: Die Vorsorgemaßnahmen müßten in gößtmöglicher Nähe zum Entstehungsort  erfolgen; es sind solche "Stoffsenken" zu bevorzugen,  in denen Stoffe "absolut festgelegt" oder zerstört werden u.a.

Produzieren als Dienstleistung.

"Dienstleistungsgesellschaft" wird üblicherweise  als Name für eine "nachindustrielle" Gesellschaft verwendet. In  Wahrheit bezeichnet  dieses Wort eine viel gravierende Veränderung, nämlich  die  Ausrichtung jeglichen Wirtschaftens im 21. Jahrhundert. Dies bedeutet, auch industrielles Produzieren als Dienstleitung zu verstehen und zu praktizieren. „Man muß sich klarmachen, daß die Dienstleistungsfunktionen heutzutage den Herstellungsprozeß auf ähnliche Weise in sich aufnehmen., wie die Industrialisierung vor zweihundert Jahren begonnen hat, das landwirtschaftliche System in sich aufzunehmen“[24] Wirtschaften bedeutet mehr und mehr, sich auf das Leisten eines Dienstes für den Verbraucher einzustellen, nicht mehr nur auf die Lieferung eines Produkts. Es geht also nicht mehr nur um den Verkauf eines Autos, sondern um den Verkauf der Dienstleistung "Fahren". Einer der neuen Slgans Toyotas lautet: "Anstelle eines Luxuswagens bieten wir Ihnen ein luxuriöses Fahtrerlebnis." Praktisch bedeutet das zum Beispiel:
·        sich auf die  besonderen Wünsche des Verbrauchers, auf seine persönlichen Anliegen, vorbehaltlos einzustellen. "Während der nächsten zwei Jahrzehnte wird unsere Wirtschaft auf dem Grundsatz des flexiblen Kundendienstes aufbauen. Der Konsument wird erwarten, daß seine Sonderwünsche erfüllt werden - egal, ob es sich dabei um ein sechsrädriges Auto, ein Strandurlaub inklusive Elefantenritt oder ein Hochzeitskleid aus schwarzem und orangefarbnem Stoff handelt. Die Aufgabe der Hersteller und Zulieferer wird sich nicht mehr darauf beschränken, bestimmte Dinge bereitzustellen, sondern auch persönliche Bedürfnisse zu befriedigen, wobei die Fertigung eines Produkts zur Nebensache wird"[25]
·        Dem Verbraucher werden Leistungen als ganzheitliches Paket angeboten, "in dem die Ware und das dazugehörige Service vereint sind und der entsprechende Mix aus Dingen, Information, Training, Kundendienst und persönlicher Betreuung enthalten ist."[26]
·        Dieses Konzept bedeutet keineswegs ein Verständnis des Verbrauchers als dem "allseits zu Bedienenden"; im Gegenteil: Es stimuliert seine  aktive Mitwirkung an der Dienstleistung durch  Beratung,  Bereitstellung von Arbeitsmitteln, spezieller Dienstleistungen.
In dieser Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Verbraucher, die um ein Vielfaches zwingender, den Unternehmenserfolg entscheidender Faktor sein wird, verbinden sich kulturell-soziologische, technologisch-organisatorische, wirtschaftlich effektive Bedingungen nachhaltigen Wirtschaftens.
Es ist dies eine Abkehr von der Wegwerfgesellschaft, von einer Produktion um der Produktion willen. Sie schließt Veränderungen in der Lebensweise ein, ein Paradigma "Lebensgenuß ist nicht gleich dem  Mehrverbrauch an materiellen Gütern". Diese Gesellschaft wird nach meinem Dafürhalten aber auch keine der individualistischen Selbstbespiegelung, der nur geistigen "Selbstfindung",  ,keine "Freizeitgesellschaft" ohne Arbeit, keine "Erlebnisgesellschaft" ohne individuelle Aktivität, ohne menschliche Anstrengung  sein. In jedem Falle eine Gesellschaft, in der Arbeiten, Produzieren, Leisten eine höhere Bedeutung haben werden, als heute darüber in den meisten Elaboraten über das Leben ím 21. Jahrhundert so werbewirksam  geplaudert wird.

Der Umbruch in der Unternehmenskultur und im Arbeitssystem

Der Umbruch ist tief und unwiderruflich.

Die Realisten auf beiden Seiten, auf seiten  der Unternehmer wie  der Gewerkschaften, nennen es   Übertreibung, wenn das Schlagwort vom „Co-Mangement“  der Beschäftigten (des Betriebsrates, der Gewerkschaften) fällt. Zu den umfänglichen Büchern, die von der neuen Unternehmenskultur oft wie aus einer anderen Welt berichten, gesellen sich immer öfter Ernüchterung, Enttäuschung. Von vorübergehenden Moden ist die Rede, die es in der Welt der Industrie durchaus gibt, immer gegeben hat. Oder von neuen Tricks der Unternehmerseite, die plötzlich entdeckt habe, dass die  Höherbewertung des menschlichen Faktors durchaus auch sehr profitabel sein kann. Das alles mag seinen realen Hintergrund haben; dennoch: Die Tendenz ist unverkennbar: „Früher beruhte der Modus operandi im Unternehmen auf überlegener Ausbildung, Expertenwissen, Positionsmacht, Vergünstigungen etc. Heute kommt es mehr auf Faktoren wie  Bereitschaft zur Weitergabe von Wissen, egalitäres Kommunikationsgeschick, gesunden Menschenverstand, Rücksicht, Mitgefühl und Menschlichkeit an.“ [27] Wäre hinzuzufügen: Kam es früher vornehmlich auf Spezialwissen und Spezialgeschick an – beim Arbeiter in der Massenfertigung oft reduziert auf sich endlos wiederholende Verrichtung normierter Griffe, Griffelemente – so heute auf komplexeres Wissen und mehr Übersicht, auf mehr Eigenverantwortung und kreativeres Handeln.
Die Veränderungen vollziehen sich ungleichmäßig, widersprüchlich, aber in hohem Tempo. Jonathan Griggs, Personalchef der US-Firma Park Davis beschrieb die Entwicklung der Personalpolitik so: „In den 60er Jahren hiess es ‚schlagt sie und trickst sie aus‘ In den 70er Jahren...  ‘trickst sie aus, aber so, dass sie sich gut dabei fühlen‘ In den 80er Jahren...: ‘gebt ihnen ein Mitspracherecht, aber behaltet die Zügel in der Hand‘. In den 90er Jahren...sind die Mitarbeiter Eigentümer ihrer Prozesse.“[28] .
 Mitunter wird von den Zeiten vor und nach der „Erfindung“ der neuen Unternehmenskultur gesprochen, so als ob all das alles ein Resultat von Fortschritten  in der Lehre vom Management wäre; in Wahrheit liegen die Ursachen tiefer: vor allem in den Veränderungen der Technologie, der durch sie induzierten Veränderungen der Organisation von Produktion und Arbeit, in den Veränderungen der Kultur und Lebensweise.

Die neue Unternehmenskultur.

Das Wort „Unternehmenskultur“ ist erst seit Beginn der achtziger Jahre im Schwange. Die Definitionen dieses Begriffes sind Legion. Zu den treffendsten gehören wohl die folgenden: „Kultur ist das Gerüst von Werten und tiefverwurzelten Überzeugungen, die die Entscheidungsmuster eines Unternehmens prägen, seine Handlungen lenken und das Verhalten der Einzelnen bestimmen. Die Kultur bildet in den meisten Unternehmen das Rückgrat des Verhaltens. Wie der in jeder Zelle verborgene genetische Kode gestaltet und formt sie die die Entscheidungen eines Unternehmens.“[29] „Unter Kultur verstehen wir ...ein System von Wertvorstellungen, Verhaltensnormen sowie Denk- und Handlungsweisen. Ein so wie in einem Unternehmen miteinander verwobenes Kollektiv von Menschen handelt in ganz bestimmter Weise. Auch wenn zumeist die Unternehmenskultur nicht schriftlich fixiert ist, wirkt sie oft genug, als wäre das Denken und Handeln der einzelnen in sie eingebundenen Menschen programmiert.“[30] Gerade in diesen Zeiten des Umbruchs wurde spürbar, wie verschlungen, aber auch wie kräftig  die Wirkungen einer wertebasierten  Unternehmenskultur sind
Die wichtigste  Ursache  dieser Entwicklung ist der Übergang zum direkt wissensbasierten Wirtschaften, der Übergang zur Wissensgesellschaft. Die „Wissenschaftliche Betriebsführung“ von Frederick Winslaw, der die Unternehmenskultur der fordistischen Produktionsweise am nachhaltigsten geprägt hat, war das direkte Gegenteil der neuen Unternehmenskultur. Gemeint war mit dem Taylorismus die Ablösung einer empirischen Betriebsführung und Arbeitsorganisation durch eine systematische, wissenschaftlich analysierte und geführte Rationalisierung mit dem Ziel, das geistige und physische Arbeitspotnential voneinander zu teilen. Geistige Anstrengung des Arbeiters galt als sicheres Indiz für die wissenschaftliche Unvollkommenheit der Betriebsführung. Auf Seiten des Arbeiters wurden die Arbeitstätigkeiten ihres geistigen Gehalts so weitgehend wie möglich entleert, sie wurden bis in die Handgriffe und Griffelemente zergliedert, genormt. Die geistigen Potentiale wurden im Management monopolisiert und damit  ein Graben zwischen Rationalisierern und den durch Rationalisierung betroffenen aufgerissen, der auch heute noch nicht zugeschüttet ist.
In der künftigen wissensbasierten Produktion geht es um die Zusammenführung von geistigem und physischem Potential, der Rationalisierungsakteure. Anders ist der Änderungsdruck, der sowohl vom Markt wie vom technologischen Wandel, sowohl von den Erfordernissen wirtschaftlicher Effizienz wie einer nachhaltigen Entwicklung ausgeht, nicht zu bewältigen.
Dies bedeutet
·        Unternehmen müssen „lernende Organisationen“ werden, welche den geistigen Vorlauf einerseits zu organisieren verstehen – gezielte Forschungs- und Entwicklungsplitik betreiben -  andererseits aber auch in der Lage sind,  neue Erkenntnis Organismus des Unternehmens zu verarbeiten, umzusetzen. „Eine lernende Organisation ...agiert prophylaktisch. Sie definiert den Rahmen einer Genesungsstrategie für Unternehmen, noch bevor der Krankheitsfall eingetreten ist. Lernende Organisationen müssen somit die Fähigkeit ausbilden, zu antizipieren und das Unternehmen positiv auf   mögliche zukünftige Kontextveränderungen vorzubereiten (mental-kulturell und materiell), so dass der extern bedingte notwendige Änderungsdruck und der interne Änderungs-/Nachholebedarf in einem ‚homöopathischen Verhältnis‘ stehen. Permanente Veränderungsschritte anstatt ruckartiger grosser reaktiver Veränderungsschocks zeichnen diese Unternehmen aus.“ [31]
·        Alle Mitarbeiter müssen in die Wissensproduktion, in die Rationalisierung einbezogen werden. Im 21. Jh. werden die Betriebe die besten Chancen haben, die Formen und Methoden finden, welche eine ständige Mobilisierung des gesamten geistigen Potentials des Unternehmens ermöglichen. Ansatzpunkte hierfür  gibt es mittlerweile viele: Die  amerikanischen Beispiele des Total Quality Management (TQM) und der Reingeneering-teams,  die  japanischen Beispiele der  Qualitätszirkel  und Kaizen (System ständiger Verbesserungen),  das deutsche betriebliche Vorschlagswesen  u.a.
·        Die „Wiederentdeckung des menschlichen Faktors“, die Neubewertung des sog. „Human-Kapitals“ haben vor allem einen Grund: Es ist eine Verschwendung, die sich unter heutigen, erst recht unter künftigen Bedingungen kein Unternehmen wird leisten können, nicht alle Potentiale, nicht das ganzheitliche Leistungsvermögen aller Mitarbeiter zu nutzen. Deshalb ist der anthropozentrische, ganzheitliche Ansatz – die Definition von Arbeitsinhalten und -bedingungen aus der Sicht des Menschen, der Entfaltung seines krteativen Potentials -  dem technik-zentrierten, der den Menschen als Teil der Maschinerie sieht, überlegen, auf Dauer auch in unmittelbar wirtschaftlichem Sinne.
·        Auf die Dauer wird die Rechnung nicht aufgehen, nur die Komponenten menschlichen Arbeitsvermögens zu kultivieren, die direkt mit der Arbeitsaufgabe – selbst wenn die sehr komplex und kreativitätsfordernd ist – verbunden ist. Ohne Formen auch der Teilhabe, der Mitwirkung und Mitbestimmung zu entwickeln, kann kein auf den Menschen bezogener ganzheitlicher Ansatz erreicht werden.
·        Dies bedeutet natürlich auch, dass das Arbeitsvermögen durch systematisches und ständiges Lernen – für alle Mitarbeiter, wenn gewiss auch in unterschiedlicher Weise für einzelnen Gruppen – kultiviert werden muß.

Modernes Management.

Frederick Vester, Mitglied des Club of Rome, nennt das  „neue Denken im Management“ einen „Systemsprung“, von der Tragweite am ehesten vergleichbar mit der neolithischen Revolution vor etwa 10000 Jahren, dem Übergang vom Jagen und Sammeln zu Ackerbau und Viehwirtschaft. Jedenfalls bereite die neue Unternehmenskultur nicht geringere  Schwierigkeiten als damals die Umstellung vom Verzehr des gejagten Wildes zur Fütterung des Viehs. Der Denkhorizont mußte damals auf mindestens 365 Tage – von Ernte zu Ernte -  ausgedehnt und vielfältigere Umstände mußten ins Kalkül gezogen werden. Diesmal muß der Planungshorizont auf die Lebenszeit mehrerer Generationen erweitert werden, anders wird nachhaltige Entwicklung nicht möglich. Das Grundproblem bestehe im Übergang von linear-kausalem zu systemischem, kybernetischen – die Rückkopplungen einschliessendem – Denken. „Worüber man in Zukunft verfügen muß, um es besser zu machen, sind daher gewiss nicht eine   Unmenge weiterer, zufällig zugänglicher – und messbarer – Ist-Daten, sondern vor allem Kenntnisse darüber, wie die Dinge aufeinander wirken; die Interdependenzen innerhalb und ausserhalb des Systems.“[32] Das herkömmlich  Management dagegen tendiere zur Störung oder gar Zerstörung kybernetischer Regulation, indem etwa auf die zu steuernde Größe direkt eingewirkt werde (Symptombekämpfung), oder der Regler ausgebaut (Korruption) oder lahmgelegt wird (Bürokratie), die Funktion des Stellglieds gelähmt wird (Lobbyismus, Preisabsprachen), der Sollwert nicht an neue Führungsgrößen herangeführt wird (das Kleben an festgefahrenen Vorschriften, Technologien) usf.
Reduzierung der Hierarchieebenen, mehr Selbstorganisation in teilautonomen Einheiten nach vorgegebenen Führungsgrössen, mehr team-Arbeit statt Vereinzelung, mehr horizontale Kooperation, mehr Information statt Monopolisierung von Wissen im Dienste von Positionsmacht, mehr Teilhabe und Mitwirkung aller Betreibsangehörigen – das sind die wichtigsten Elemente der neuen Managementkultur.

Gruppenarbeit.

Sie wird die dominierende Form der Arbeitsorganisation. Ihr Grundprinzip ist  nicht mehr - wie am ausgeprägtesten bei der Fließbandarbeit - die Zergliederung der Arbeitstätigkeiten, sondern die Integration, die Zusammenführung von Arbeitsfunktionen. Inhalt und Tragweite der Veränderungen werden  vielleicht am  deutlichsten  im Vergleich der Arbeitsinhalte eines Facharbeiters in der metallverarbeitenden  bei herkömmlicher Technik (Universalmaschinen wie Drehmaschinen, Fräsmaschinen, Bohrmaschinen)  und bei moderner automatisierter Fertigung in flexiblen Fertigungssytemen, verbunden mit Industrierobotern, rechnergestützten Transport- Umschlag- und Lagerprozessen. Der entscheidende Unterschied ist: Bei konventioneller Fertigung ist das direkte „Gegenüber“ des Arbeiters die Einzelmaschine; zwischenmenschliche Kooperation findet in den Pausen – die auch im Arbeitsprozess selbst auftreten – statt und hat meist wenig mit der direkten Arbeitsaufgabe zu tun. Der gravierende Unterschied ist: Bei herkömmlicher Technik und Arbeitsorganisation bedient im Regelfall ein Arbeiter eine Maschine bei der Erfüöllung der ihm vorgegebnenen Arbeitsaufgabe; bei moderner Fertigung bedient, überwcht und kontrolliert ein Team von Beschäftigten ein sehr komplexes Maschinensystem. Unter diesen Bedingungen, da   die Bindung des einzelnen Arbeiters an die einzelne Maschine völlig aufgehoben ist,  sind eine relativ hohe Qualifikation aller Mitglieder, „Systemdenken“, Kooperationsfähigkeit, bei der Erfüllung der viel  komplexeren Arbeitsaufgaben notwendig. Es existiert eine gewisse Arbeitstelung,  dennoch müssen alle wichtigen Arbeiten der Vorbereitung (Spannen der Werkstücke, Werkzeugeinstsellung), Programmierung, Überwachung, Qualitätskontrolle, Wartung und Instandhaltung) von jedem beherrscht werden.  Das Ergebnis ist  eine abwechslungsreichere, in hohem Maße selbstbestimmte Arbeit, vor allem dann, wenn die Organisation der Arbeit innerhalb der Gruppe weitgehend ihr selbst überlassen wird.
Die Gruppenarbeit bietet die günstigsten  für Management-Konzepte einhergeht, die  stärker auf kooperativen Führungsstil, Dezentralisation der Entscheidungen, auf mehr Transparenz, Partizipation, Diskurs und Kommunikation setzen.

Der Umbruch im Arbeitssystem.

Die Umbrüche in Unternehmenskultur und Arbeitssystem haben ihre Ursache auch in den Veränderungen in der Lebensweise überhaupt. Individualisierung von Lebensläufen und Pluralisierung von Lebensformen  schreiten unaufhaltsam voran und paralysieren das dem Industriezeitalter zugehörige „Normalarbeitsverhältnis.“ Dies  ist 1. das Arbeitsverhältnis eines Mannes, des „Ernährers der Familie“, behaftet auch mit den Gebrechen einer patriarchalischen Lebensweise; es ist 2.  ein Arbeitsverhältnis, das auf einer deutlichen räumlichen und zeitlichen Trennung von Arbeit und  Freizeit beruht, wie es sie die bäuerliche oder handwerkliche Arbeitsweise (und Teleheimarbeit)  nicht kennen. Es ist 3. ein „monogames“ Verhältnis zwischen dem Arbeitenden und dem Betrieb, das im Idealfall für das ganze Arbeitsleben hält, Es ist 4. ein standardisiertes  Arbeitszeitregime   über  Tages- ,Wochen- , Jahres- und Lebensarbeitszeit.  Es ist 5. ein Arbeitsverhältnis, für dessen lebenslange Ausfüllung auf Seiten des Arbeitenden eine zwei- bis vierjährige  Lehre bzw. ein Studium  eine ausreichende Grundlage bilden.
Der Abschied vom "Normalarbeitsverhältnis“ ist unwiderrruflich, weil dem sehr tiefgreifende sozial-kulturelle, wirtschaftliche und techologisch-organisatorische Wandlungen zugrundeliegen. Die traditionelle Familie mit  "Ernährer" und bestenfalls zeitweilig dazuverdienender "Hausfrau",  verliert ihre soziale Bindekraft und ihre Dominanz unter den  Lebensformen.  Neben der Ehe haben sich alternative Lebensformen und Partnerschaften etabliert. Die Scheidungsquote hat sich gegenüber Jahrhundertwende verzehnfacht. Die Erwerbsquoten von Frauen und Männern nähern sich an, vor allem ist der Wunsch, erwerbstätig zu sein, bei Frauen im Steigen.
Zeitsouveränität wird angesichts komplizierter werdender Zeitmuster in der Gesellschaft, aber auch angesichts differenzierterer Angebote für die eigene Lebensgestaltung immer wichtiger.  Mit gestiegenem materiellem Lebensniveau, gestiegenem Bildungsniveau haben individuelle Merkmale als Ursachen sozialer Differenzierung an Bedeutung gewonnen.
Der Abschied vom Normalarbeitsverhältnis darf natürlich kein Fall in die Regellosigkeit sein. Es sind neue Normalitäten, neue Regeln für eine neue Art des Arbeitslebens nötig, das auf eine optimale Verbindung, auf Kompromisse auch, zwischen den Zielen Humanisierung der Arbeit und wirtschaftliche Effizienz hinausläuft.
 

Das Zeitalter der Ungewissheit?
So jedenfalls nennt der Soziologe Ulrich Beck das 21. Jahrhundert; wir würden in eine „Weltrisikogesellschaft“ eintreten und befänden uns im Übergange „zwischen den Sicherheiten, Gewissheiten, den klaren Grenzen der Ersten Moderne und den Unsicherheiten, Ungewissheiten, Entgrenzungen der Zweiten Moderne“[33]
In den fünf vorangegangenen Beiträgen wurden Veränderungen in der Art des Produzierens dargelegt, die so ungewiss nicht erschienen. Sie stellen Entwicklungen vor, die nach meiner Übersicht auf den grössten Nenner in den hierüber existierenden Auffassungen gebracht werden können. Aber sie vollziehen sich sehr widersprüchlich: Nicht überall, nicht überall in gleichem Tempo und Ausmaß. Wichtige Paradigmen der zu Ende gehen Industriegesellschaft wirken fort, wenn meist auch in abgeschwächter Weise. Und es gibt Gegentendenzen, die sich oft nicht aufheben bzw. einander abschwächen, sondern sich in neuen Entwicklungen miteinander verbinden.

Globalisierung – Lokalisierung.

Wirkliche Globalität gibt es mittlerweile nur auf dem Kapitalmarkt. Vor allem auch, weil Finanzoperationen Informationsvorgänge sind, die durch die raum- und zeitüberwindende Informationstechnik tatsächlich globalisiert werden konnten.  Die Globalisierung auf dem Gütermarkt ist nicht der Art, wie vielen Reden und Aufsätzen zu entnehmen ist. Über achtzig Prozent des Aussenhandels der entwickelten Länder wird zwischen ihnen abgewickelt. „Den Vorständen dieser (multinationalen) Unternehmen gehören fast nie Ausländer an, doch andererseits muss auch eingeräumt werden, dass monatliche Vorstandssitzungen  von Direktoren aus aller Welt nahezu unüberwindliche logistische Probleme aufwerfen.“[34]
Vor allem aber: Lässt sich ein Unternehmen in einem fremden Lande nieder, ist es um so erfolgreicher, je besser es sich in die vorhandene Umgebung einfügt, was ausserordentliche Anstrengungen abverlangt. Die sogenannten „weichen Faktoren“ in der Investitionstätigkeit gewinnen an Bedeutung; dies sind nicht nur die Infrastruktur, sondern das Bildungssystem, die kulturellen Gegebenheiten überhaupt. „Die besten internationalen Marken sind glokal“, meint Flemming Lindelev, Aufsichtsratsvorsitzender der schwedischen Carlsberg-Gruppe, und er meint damit eine Symbiose von globaler Aktivität und lokaler Verwurzelung.[35] Percy Barvenik, der langjährige Vorsitzende des Aufsichtsrates von Asea Brown Boveri Ltd. meint: „Wir sind nicht heimatlos, wir sind in vielen Ländern zu Hause. ... Wir sind italienisch in Italien, amerikanisch in den Vereingitzen Stzaaten, polnisch in Polen, indisch in Indien.... wir respektieren und fördern die nationalen Kulturen, aber wir haben auch eine globale ABB-Kultur entwickelt – man könnte sagen, eine ‚Schirmkultur‘.“[36]
Das Wort „glokal“ wird auch in einer anderen Deutung gebraucht: Einerseits gewinnt die glokale Dimension des Wirtschaftens an Bedeutung, andererseits aber auch die Tendenz der Regionalisierung, Lokalisierung. Wird die Tendenz der Globalisierung vor allem durch die Informationstechnologie gefördert, so die Lokalisierung durch die andere Tendenz der Produktivkraftrevolution, die neuen naturbedingten Begrenzungen wirtschaftlicher Entwicklung. Die Herausbildung regionaler Stoffkreisläufe, regionaler sich selbst tragender  Wirttschaftsverbünde ist das Gegenstück zur Globaliosierung. Für kleine und mittlere Unternehmen, namentlich in Ostdeutschland, ist das von größter Bedeutung.

Massensyndrom – Individualisierung, Flexibilisierung.

Nicht die Massenproduktion, sondern die standardisierte Massenproduktion verliert an Bedeutung. In der Autoproduktion werden die besonderen Wünsche des Einzelkunden bereits in der Fertigung – genauer:  von den ersten Stufen der Montage an – berücksichtigt. Aber die Stückzahlen der Autos bleiben ein wichtiger, wenn auch nicht mehr so entscheidender Wirtschaftsfaktor  wie im fordistischen Zeitalter. Computertechnik vermag Massanfertigung aus der Schneiderwerkstatt herauszuführen, mit industrieller Fertigung zu verbinden. Standardisierung von Bauteilung, Baugruppen, technologischer Verfahrensabschnitte gewinnen an Bedeutung – die handwerkliche Schneiderwerkstatt allerdings auch.

Wissen und Erfahrung.

„Materialfühligkeit“, „Maschinengehör“ des Facharbeiters scheinen in der neuen Zeit, da Sensor- und Messtechnik in Bereiche vordringen, die der menschlichen Sinneswahrnehmung nicht mehr zugänglich sind, von gestern zu sein. Es gibt aber einen entscheidenden Umstand, der vorsichtigeres Urteil gebietet: Die Komplexität, Variabilität, die Fähigkeit zu schnellem situationsgerechtem „Umschalten“ im Verhalten des Menschen. Natürlich holt die Maschinenwelt auch hier sehr schnell auf. Aber Vorsicht! Immer noch gibt es keinen Roboter, der all das so sinnvoll, zweckmässig zu verrichten vermag, was ein Erstklassler auf dem Heimweg von der Schule oder zur Schule ohne Mühe verrichtet: In den richtigen Bus mühelos einzusteigen, den Direktor von der Oma zu unterscheiden, sie auch auf die gebührend unterschiedliche Weise zu grüssen usf. Auge-Hirn--Hand-Kopplungen, die dem Menschen nicht die geringste Mühe bereiten, sind immer noch sehr schwer oder nur mit grossem Aufwand technisch realisierbar. Durch Bildung erworbenes Wissen, implantiertes Wissen gewinnt durchaus nicht immer die Überhand über „Erfahrungswissen“
Die Bedeutung von „Erfahrungswissen“ werde zunehmen, meint Burkart Lutz. „Die Fähigkeit zu ‚erfahrtungsgeleitetem‘ Arbeitshandeln wird mit fortschreitender Automatisierung zumindest an komplizierten Anlagen  immer mehr zum wesentlichen Komplement  von modellhaft konstruiereter Steuerungstechnik. Sie rückt demzufolge – als entscheidender Faktor hoher Anlageverfügbarkeit und verlässlich hoher Produktivität – immer mehr ins Zentrum der in der industriellen Produktion noch benötigten Qualifikationen....“ die Bedeutung des Erfahrungswissens bestehe darin, "aus meist disparaten und nicht selten uneindeutigen Informationen und Signalen, die mit Hilfe verschiedener Sinne wahrgenommen werden, unverzüglich (und unter Nutzung früherer Erfahrungen) ein möglichst umfassendes Situationsbild zu konstituieren, das entweder sofortige Int4ervention ermöglicht oder schnell anhand quasi"[37]

Kreativität, Selbstorganisation -  Routinierung, Standardisierung

Die neuen Möglichkeiten für Kreativität, die neue „Unordnung“ in den Arbeitsabläufen, weitgehend selbstorganisierte, teilautonome  Gruppenarbeit verdecken oft  die Frage, ob Standardisierung,  Formalisierung, Routinierung von Arbeitsablöäufen wirklich nur negativ zu bewerten sind, ob sie  zwangsläufig zu Monotonie und Entfremdung in der Arbeit und zu geringerer Flexibiltität führen. In Wirklichkeit wirkt Routinierung auch entlastend und schafft Freiräume für Kreativität. Routinierung ist auch Arbeitserleichterung. Routinierung  und kreatives Verhalten, Formalisierung und Individualisierung von Arbeitsabläufen, verhalten sich dialektisch zueinander; und eben dieses Ineinander-Übergehen von Stabilität in Destabilität, welche durch neue Erscheinungen wieder destabilisiert wird, wirkt effektivitätssteigernd.
Es habe sich eher nachteilig erwiesen, „unter dem Banner von Teilautonomie und Selbstorganisation auf jene Effektivitätsvorteile zu verzichten, die in der Standardisierung und Routinierung der Arbeit schlummern“[38] In vielen Betrieben ist  eine solche Rückbesinnung zu beobachten, ohne wieder Problemlösungs- und Routinetätigkeiten zu trennen. Es werde dann von „Selbststrukturierung“ statt von „Selbstorganisation“ gesprochen; dies bedeute Standardisierung, Routinierung plus Partizipation. Es entsteht ein neuer Typ standardisierter Gruppenarbeit, der gleichsam eine Synthese aus der teilautonomen Gruppenarbeit und der repetitiven Teilarbeit bildet“[39] Urlaubs- und Freischichtplanung, Rotations- und Qualifizierungsplanung bleiben in der Gruppenselbstorganisation; Gruppengespräche werden regelmäßig geführt. Standardisiert und routiniert würden jedoch die direkt produktiven, d.h. wertschöpfenden Tätigkeiten, wodurch es zwar zu einer Einschränkung individueller Freiheitsgrade, gleichzeitig aber auch zu einer Reduzierung von Belastungen durch verbesserte Routinen komme. Auch hierfür werden die Gruppengesprächszeiten genutzt. Es geht  also nicht um einem Rückfall in die alte tayloristische Arbeitsteilung. Es gibt verbindliche Regeln, aber Beteiligung an der Regelherstellung. Immer wieder anzupassende Standards und Routinen sind ein wichtiges Hilfsmittel gerade bei der Bewältigung von Flexibilitätserfordernissen. Die Arbeiter entwickeln ihre Standardvorgaben bei Produkteinführung selber.  Der einzelne Arbeiter werde zu einem „Systemoptimierer“. Die individuellen Freiheitsgrade sind bei standardisierter Gruppenarbeit kleiner als bei der teilautonomen, was aber mit Zugewinn bei der Teilnahme an der wirtschaftlichen Gestaltung und Optimierung von Arbeitsabläufen aufgewogen werde. Es muß also der Weg der Partizipation nicht verlassen und zu den alten Grabenkämpfen zwischen Arbeitern, Betriebsrat und Rationalisierungsspezialisten zurückgekehrt werden. Eine solche Weiterentwicklung von Gruppenarbeit müsse von allen gewollt sein. Man dürfe nicht in die ideologischen Kämpfe gegen pro und contra Taylorisierung zurückfallen.

Konkurrenz – Kooperation

 „Konkurrenz ist Krieg“ ist mitunter zu hören. Und es wird auf unbezweifelbare  Tatbestände verwiesen: Ziele, die noch in diesem Jahrhundert Kriegsgründe gewesen sind - wie der verbrecherische Nazislogan „Kampf um Lebensraum“ es artikulierte - nämlich die Eroberung von Rohstoffquellen und von Absatzmärkten, würden heute durch wirtschaftliche Konkurrenz verfolgt, in einem zunehmend globalisierten Raum. Bemerkenswert aber ist, dass in neuerer Zeit zugleich die entgegengesetzte Idee Einfluß  gewinnt: Kooperation, Konsens, Kompromiß müßten zur  Generaltendenz der Konfliktlösungsstrategien auch im wirtschaftlichen Raume werden. „Nicht nur zur Bewältigung beschäftigungspolitischer Problemstellungen, sondern vor allem auch im Bereich der Umweltpolitik, in dem die Kollektivgüterproblematik ein konzertiertes Handeln als einzigen Ausweg aus Dilemmastrukturen kennzeichnet, wird die Manifestierung bzw. Erneuerung von Konsenslösungen als Ausweg aus gesellschaftlichen Krisensituationen angesehen.“ war in der Zeitschrift Ökologisches Wirtschaften, Heft 2/1997, zu lesen.
Über „Grenzen des Wettbewerbs“ wird angesichts der sich verschärfenden globalen Krise immer öfter nachgedacht. Dies ist zum Beispiel der Titel eines Buches, herausgegeben von der „Gruppe von Lissabon“ und mit einem Vorwort von Ernst Ullrich von Weizsäcker versehen, das 1997 im Luchterhand Verlag erschienen ist. „Abschied von der Konkurrenzgesellschaft“ ist der Titel eines bemerkenswerten Buches von Friedhelm Hengsbach[40] „Der Konkurrenzgrundsatz, der ursprünglich originell, geschichtlich verortet und in eine politische Kooperation eingebunden war, ist in der Konkurrenzgesellschaft theoretisch freigesetzt und praktisch entfesselt worden. Folglich werden zur Zeit kollektive Risiken individuell zugerechnet, das Leistungsbewußtsein steigert sich in einen Leistungswahn hinein, und das Konkurrenzverhalten wird zum universellen Handlungsmuster erhoben.“ heißt es dort. Der Autor sieht eine Vielzahl neuer spektakulärer Bündnisse entlang der Frontlinie zwischen Ökonomie und Ökologie; und selbst in herkömmlichen Konfliktfeldern gäbe es  vielfältige Ansätze der Kooperation.
Das in der Spieltheoretie beheimatete Beispiel vom Gefangenen-Dilemma verdeutlicht, worum es geht: Wenn von zwei Gefängnisausbrechern einer wieder eingefangen wird und in der Vernehmung durch Belastung seines Kumpans Strafmilderung erwarten kann, wird er im eigeninteresse das tun, wenn er mit dem anderen in der Zukunft nichts mehr zu tun haben wird; er wird es nicht tun, wenn er weiterhin mit dem anderen  zu tun haben wird.  Der Schluss: Für beide zusammen ist, bei allem Eigeninteresse,  Kooperation günstiger als Konkurrenz.
Das ist der Punkt: Kooperation muss nicht an die Stelle von Konkurrenz treten; wo aber übergeordnete gemeinsame Interessen existieren, ist Kooperation als Rahmen für  das Handeln aller  Beteiligten  von Vorteil für alle. Der Sozialstaatskompromiß der Nachkriegsjahrzehnte, Ökologie-Vereinbarungen und -vorschriften,  das Bündnis für Arbeit,  die Arbeitszeit-Beschäftigungsmodelle, u.a. sind unentbehrliche Ideen jeder ernsthaften Reformbemühungen.

Unternehmer - Gewerkschaften

Im Interesse des eigenen Vorteils müssen sich die Unternehmen auf den "Wiederaufstieg der menschlichen Arbeit" ernsthaft einlassen. Ein konfliktloses Verhältnis zwischen der Unternehmersewite und den Gewerkschaften ist deshalb aber keineswegs in Sicht. Ob neue Formen, Wege der Konfliktbewältigung gefunden werden, wird die Zukunft zeigen. Es entstehen in jedem Falle neue Felder des Austrags gegensätzlicher Interessen.
·        Der Übergang von der bevorzugten Nutzung von Detailgeschick zu mehr ganzheitlicher Nutzung des menschlichen Arbeitsvermögens wird auf der Unternehmerseite bewusst verbunden mit dem Übergang von einer vornehmlichen "Außensteuerung" menschlichen Verhaltens (durch Maschinentakte, Zeitnormative, Anweisungen) zu vornehmlicher "Innensteuerung" über die Veränderung von Motivationen. Es geht nicht mehr nur um die Verkoppelung menschlichen Denkens und Handelns mit der jeweiligen Arbeitsverrichtung, sondern um weitestgehende allgemeine Identifizierung der "Mitarbeiter" mit den Unternehmenszielen; nicht um die Bindung des einzelnen Arbeiters an die einzelne Maschine, sondern um seine Bindung an das Unternehmen.
Auf der Seite der Beschäftigten aber  wird diese Entwicklung als Chance gesehen, alle Möglichkeiten von Selbstverwirklichung, nicht nur die mit den unmittelbaren Arbeitsaufgaben verbundenen, wahrzunehmen, größere Mitwirkujngsmöglichkeiten zu erreichen. Die Identifizierung mit den Unternehmenszielen wird vor allem als wichtiges Moment der Sicherung des Arbeitsplatzes angesehen.
·        Gruppenarbeit bedeutet in der Tat mehr Selbstorganisation, Autonomie auf Seiten der Beschäftigten. Es sind aber auch neue Möglichkeiten  der Unternehmen, ihre Interessen wirksamer durchzusetzen. Wer als  nächster zu entlassen ist, muss nicht mehr von oben angeordnet, sondern darf nun von der Gruppe selber überlassen  werden, die ein ökonomisches Interesse hat, sich von Leistungsschwächeren zu trennen. Die Gruppe kennt das Leistungsvermögen der einzelnen auch besser, vor allem vermag sie eine wirksamere Kontrolle über Leistungsvermögen und Leistungsverhalten zu erreichen, als dies bei tayloristischer Arbeitsorganisation je möglich wäre. Diese stärkere Bindung an das Unternehmen ist zugleich eine folgenschwere Entsolidarisierung unter den Arbeitenden, denen es früher schlimmstenfalls gleichgültig war, wenn der Nebenmann entlassen wurde.
·        Ganzheitliche Nutzung menschlichen Arbeitsvermögens wird oft begleitet von zielgerichteter sozialer Differenzierung,  Segmentierung der Belegschaften, vor allem in Stamm- und Randbelegschaften, Segmentierungen nach der Qualifikation, steigende  Arbeitsintensität  in direkt abhängigen (oft aus dem Abnehmerbetrieb ausgegliederten) Zulieferbetrieben.
·        Diese Entwicklungen begründen eine  Tendenz stärkerer Individualisierung von Arbeitsverhältnissen. Betriebsindividuelle Vereinbarungen oder gar nur zwischen dem Unternehmen und dem einzelnen Beschäftigten vereinbarte Arbeitsverträge ohne Tarifschutz bedeuten eine außerordentliche Stärkung der Kapitalseite. Hinzu kommt unter den Bedingungen der Globalisierung: Kapiotal ist globsl, die Arbeit dagegen  lokal verortet
·        Die Flexibilisierung der Arbeitszeit eröffnet für die Beschäftigten neue Möglichkeiten von Zeitsouveränität, nach individuellen Vorstellunghen gestaltete berufliche Lebensläufe, zu denen auch der Wechsel von Arbeitszeit, Erholungszeiten, Zeiten für die Erziehung de Kinder, Bildungszeiten gehören kann. Flexibilisierung gibt aber auch den Unternehmen neue Möglichkeiten, Instrumente in die Hand, die menschliche Arbeit den Verwertungserfordernissen der Maschinerie unterzuordnen,  die es unter Bedingungen eines tariflich vereinbarten Normalarbeitsverhältnisses nicht gibt.
·        Die auf mehr Partizipation, Kooperation und Information, auf flachere Hierarchien setzende neue Managementkultur ist begleitet von neuen Möglichkeiten unsichtbarer Kontrolle konkreten menschlichen Verhaltens durch kaum wahrnehmbare elektronische Überwachung. Sie machen Eingriffe in Persönlichkeitsrechte möglich, denen gegenüber die tayloristischen Methoden sich wie vorsintflutliche Instrumente ausnehmen.


[1] Alvin und Heidi Toffler: Überleben im 21. Jahrhundert. Deutsche Verlagsansalt,  Stuttgart 1994, S. 50

[2] Taichi Sakajya: Chika Kakumei - Die Geschichte der Zukunft. Econ Verlag . Düsseldorf Wien New York Moskau 1994, S.343

[3]Donella und Denis Meadows, Jorgen Randers: Die neuen Grenzen des Wachstums. Die Lage der Menschheit: Bedrohung  und  Zukunftschancen.  Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart 1992, S. 12,13

[4] Zukunftsfähiges Deutschland. Herausgegeben von BUND und Misereor, Birkhäuser Verlag1996, S. 8o

[5]Kommission der Europäischen Gemeinschaft: Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigung.

 Herausforderungen der Gegenwart und Wege ins 21. Jahrhundert. Weißbuch, Dezember 1993, S. 4

[6]Horst Kern, Michael Schumann: Das Ende der Arbeitsteilung? Rationalisierung in der industriellen Produktion. Verlag C.H. Beck, München 1984, S. 138, 139

[7] James P. Womack, Daniel T. Jones, Daniel Roos: Die zweite Revolution in der Autoindustrie. Konsequenzen aus der weltweiten Studie des Massachsetts Institute of Technology, Campus Verlag Frankfurt/New York, 1991, S. 11

[8]ebenda, S. 19

[9]ebenda, S. 13, 14

[10] Hans-Jürgen Warnecke:  Die Fraktale Fabrik,  Revolution der                                                    Unternehmenskultur, Springer- Verlag 1992, S. VII

[11]Hans-Jürgen Warnecke, aaO., S. 115

[12]ebenda, S. 120

[13] Helmut Hirsch-Kreinsen: Restrukturierung von Unternehmen – Ziele, Formenund Probleme dezentraler Organisationen. In: Produzieren im 21. Jahrhundert. Herausforderungen für die deutsche Industrie. Campus Verlag 1996, S. 198

[14] Hans-Jürgen Warnecke, aaO, S. X

[15] Heinrich v. Pierer: Aus Supertankern werden Schnellboote; in: Die Visionen der Topentscheider. Schlüsselstrategien für das Unternehmen des 21. Jahrhunderts. Campus Verlag 1998, S. 100

[16] Peter Hartz: Das atmende Unternehmen. Jeder Arbeitsplatz hat seinen Kunden. Campus Verlag 1996, S. 32

[17] William Knoke: Kühne neue Welt. Leben in der „placeless society“ des 21. Jahrhunderts. Signum Verlag 1996, S. 221

[18] ebenda, S. 238

[19] ebenda, S. 222

[20]Raimund Weiland: Stoffpolitik in einer Kreislaufwirtschaft. Wirtschaftsdienst, Heft 3/1995, herausgegeben vom HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung Hamburg, S. 149.

[21]Strategien für die Produktion im 21. Jahrhundert.. Bericht einer Untersuchung zu Entwicklungen, Visionen und Handlungsbedarf für Industrie, Forschung und Staat zur Sicherung des Produktionsstandortes Deutschland; Leitung und Koordination: Prof. Dr. H.-J. Warnecke und Dr. B.-D. Becker, Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V.. Stuttgart, 4. August 1994, S. 33, 47

[22]Hans-Peter Lühr: Umwelt und Technologie - Chance für die Zukunft, Hamburg 1987, S. 17

[23]ebenda, S. 31

[24] Otto Giaini, Patrick M. Liedtke: Wie wir arbeiten werden. Hoffmann und Campe, Hamburg 1998, S. 38

[25] Williqam Knoke: Kühne neue Welt. Leben in der "placeless society" des 21 Jahrhunderts. Signum Verlag Wien 1996, S.167

[26] ebenda, S. 169

[27] Richard J. Schonberger: Produktion 2000. Die 16 Prinzipien der erfolgreichsten Industrieunternehmen. Wilhelm Heyne Verlag München 1999, S.260

[28] Zitiert bei R. J. Schonberger, aaO., S. 276

[29] Melvin R. Goodes: Kulturwandel in einem Weltunternehmen: Mitarbeiter für Mitarbeiter. In: G. William Dauphinais, Colin Price, Pise Waterhouse (Hh.): Die Visionen der Topentscheider. Schlüsselstrategien für das Unternehmen des 21. Jahrhunderts, Campus Verlag Frabnkfurt/New York 1998,  S.206

[30] Artur Wollert: Unternehmenskultur und Innovation. In: Wissen im Wandel. Die lernende Organisatioin im 21. Jahrhundert. Wirtschaftsverlag Carl Ueberreuter. Wien, Frankfurt 1999, S. 90

[31] Anton A. Gräßle: Von der lernenden Organisation über Netzwerke zur „Corporate community“. In: Wissen im Wandel, aaO. S. 38

[32] Frederic Vester: Neues Denken im Management. In: Wissen im Wandel, aaO., S. 304.

[33] Ulrich Beck: Schöne neue Arbeitswelt. Vision: Weltbürgergesellschaft. Campus Verlag Frankfurt/New York, 1999, S. 73

[34] Die Visionen der Topmanager. Schlüsselstrategien für das Unternehmen des 21. Jahrhunderts. Herausgeg. von . C.W. Dauphinais, C. Price, P. Waterhouse. Campus Verlag Frankfurt/New York 1998, S. 26

[35] Flemming Lindelev: Die besten internationalen Marken sind „glokal“,  in: Die Visionen der Topentscheider., aaO, S. 31 - 37

[36] Percy Barvenik: Eine Föderation nationaler Kulturen schaffen. In: Die Visionen der Topentscheider. AaO. S. 39

[37] Burkart Lutz: Der zukünftige Arbeitsmarkt für Industriearbeit – Entwicklungstendezen und Handlungsbedarf. In: Produziern im 21. Jahrhundert. Herausforderungen für die deutsche Industrie. ISF München/Campus Verlag 1996, S. 120

[38] Roland Springer: Von der teilautonomen zur standardisierten Gruppenarbeit – Arbeitspolitische Perspektiven in der Automobilindudstrie. WSI-Mitteilungen; herausgeben von der Hans-Böckler-Stiftung, Heft 5/1999, S. 317

[39] Ebenda, S. . 318

[40] Friedhelm Hengsbach:  Abschied von der Konkurrenzgesellschaft“ . Knaur Verlag , München 1995, S. 38, 39

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